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Politik: Nach dem "Kursk"-Desaster: Nur Kränze und ein Denkmal: Das Militär will erst die Reaktoren bergen, später - vielleicht - die Toten

Etwa 150 Hinterbliebene sind am Donnerstag auf die Barentssee hinaus gefahren. Sie warfen Kränze und und Blumengebinde an der Stelle ins Wasser, an der die "Kursk" mit 118 Mann Besatzung gesunken war.

Etwa 150 Hinterbliebene sind am Donnerstag auf die Barentssee hinaus gefahren. Sie warfen Kränze und und Blumengebinde an der Stelle ins Wasser, an der die "Kursk" mit 118 Mann Besatzung gesunken war. Zuvor fand in der Marinebasis Widjajewo, dem Heimathafen der "Kursk", eine Trauerfeier statt. Mehrere Teilnehmer waren davon so mitgenommen, dass sie medizinische Hilfe in Anspruch nehmen mussten. Danach legten Angehörige gemeinsam mit Marineoffizieren den Grundstein für ein Denkmal für die Opfer der Katastrophe.

Noch am Mittwoch hatten die Angehörigen Trauerfeierlichkeiten abgelehnt, bevor ihre Toten geborgen und an Land bestattet werden können. Inzwischen hat sich offenbar die Erkenntnis durchgesetzt, dass bis dahin noch sehr viel Zeit vergehen kann. Auch Putin nannte für die Bergung der Leichen keinen konkreten Zeitpunkt.

Unterdessen verhandelt Moskau zwar intensiv mit einem norwegischen Bergungsunternehmen. Dabei geht es jedoch in erster Linie um die Bergung der beiden Kernreaktoren des U-Boots. Nach wie vor besteht keine endgültige Gewissheit, ob die Kettenreaktion dort wirklich zum Erliegen kam. Sollte dies nicht der Fall sein, droht eine Kernschmelze, die eine Umweltkatastrophe im Eismeer bewirken könnte. Deren Ausmaß, so Umweltschützer aus Murmansk, könne den Gau im Kernkraftwerk Tschernobyl im April 1986 noch übertreffen.

Für die Hebung der beiden Reaktoren werden gegenwärtig zwei Varianten geprüft: Sollten die Blöcke intakt sein, werden sie aus dem Boot herausgelöst und mit Kränen gehoben. Wenn Beschädigungen der Hülle festgestellt werden, müssen sie zuvor in einem Zementsarg eingemauert werden. Das ganze Boot zu heben, ist nach Meinung von Experten zu gefährlich. Der Rumpf könnte dabei in zwei Teile zerbrechen. Die Reaktoren würden auf den Meeresgrund fallen und könnten bei dem Aufprall explodieren.

Generalstaatsanwalt Ustinow gab am Donnerstag bekannt, dass in Zusammenhang mit der Katastrophe ein Strafverfahren eröffnet wurde. Geheimdienstchef Patruschew erklärte, an Bord seien zwei Personen gewesen, die keine Besatzungsmitglieder waren. Sie sollen aus Dagestan stammen. Patruschew schloss einen Zusammenhang zwischen der Havarie und den Dagestanis nicht aus.

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