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Trauernde in Peschawar: "Tötet unsere Kinder nicht."

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Nach dem Massaker der Taliban: Pakistan will Terroristen wieder hinrichten

Nach dem Mord an mehr als 130 Schülern schlägt die pakistanische Regierung zurück: Auch schon verurteilten Terroristen droht künftig wieder der Tod durch den Strang. Für Verhandlungen mit den Taliban sieht die Regierung keine Chancen mehr. Die afghanischen Taliban zeigen sich auch empört.

Ministerpräsident Nawaz Sharif habe diese Entscheidung gebilligt, sagte ein Regierungssprecher am Mittwoch. Erste Hinrichtungsbefehle würden in den nächsten ein bis zwei Tagen ergehen. Der Überfall der Taliban auf eine Schule in Peschawar am Dienstag, bei dem fast 150 zumeist Kinder getötet wurden, hat die Nation schockiert. Die meisten Opfer starben durch gezielte Kopfschüsse.

Der grausame Anschlag wurde selbst von anderen radikal-islamischen Terrorgruppen scharf verurteilt: Der Sprecher der afghanischen Taliban, Sabihullah Mudschahid, erklärte: "Das absichtliche Töten unschuldiger Menschen, Kinder und Frauen widerspricht den Grundlagen des Islams." Der Anführer der radikalen Jammat-ud-Dawa-Organisation, Hafiz Saeed, betonte: "Ein Massaker an unschuldigen Kindern ist Terrorismus." In Rom betete Papst Franziskus für die Opfer während der Generalaudienz dem Petersplatz. Gott möge "die Herzen der Gewalttäter bekehren, die nicht einmal vor Kindern haltmachen", sagte das Kirchenoberhaupt.

Ein Land trauert. In ganz Pakistan gedachten die Menschen den Opfern des Massakers.
Ein Land trauert. In ganz Pakistan gedachten die Menschen den Opfern des Massakers.

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Im ganzen Land entzündeten die Menschen Kerzen, um mit Mahnwachen an die Opfer des Überfalls zu erinnern, unter denen mehr als 130 Kinder sind. In Peschawar fanden gemeinsame Trauerfeiern der Angehörigen statt. In der Trauer wurde in der pakistanischen Öffentlichkeit aber auch Kritik laut, Armee und Regierung hätten die Taliban nicht entschlossen genug bekämpft. Die Wiederzulassung von Hinrichtungen soll dieser Kritik anscheinend entgegenwirken.

In pakistanischen Gefängnissen sitzen schätzungsweise 8000 Todeskandidaten. Etwa zehn Prozent von ihnen seien wegen Delikten verurteilt worden, die als Terrorismus gewertet würden, erklärte die Rechtshilfe-Organisation Legal Aid Pakistan. Nach pakistanischem Recht hat der Begriff Terrorismus eine sehr weite Definition. Legal Aid Pakistan verwies am Mittwoch auch darauf, dass die Todesurteile oft auf Geständnissen basierten, die durch Folter erpresst worden seien. Vielen Angeklagten seien außerdem Verteidiger verweigert worden. Die Todesurteile der vergangenen Jahre hätten die Taliban zudem nicht davon abgehalten, ihren Kampf gegen den Staat fortzusetzen.

Die pakistanischen Taliban kämpfen gegen die Regierung und für einen muslimischen Gottesstaat. Sie haben in den nördlichen Regionen des Landes ihr Rückzugsgebiet. Das Militär hatte im Juni eine Offensive gegen die Extremisten in deren Hochburg Nord-Waziristan an der afghanischen Grenze begonnen. Die pakistanischen Taliban hatten den Angriff auf die Schule als Racheakt für die Operation bezeichnet. Sharif sagte, das Militär "bemüht sich, Pakistan vom Terrorismus zu befreien'. Nach Angaben des Militärs wurden seit Beginn der Offensive in den Stammesgebieten mehr als 1150 Extremisten getötet. dpa/rtr

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