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Politik: Nach dem US-Wahlkrimi: Demokratischer Senator gibt Bush einen Korb

Der demokratische Senator John Breaux hat einen Ministerposten im Kabinett des künftigen republikanischen US-Präsidenten George W. Bush abgelehnt.

Der demokratische Senator John Breaux hat einen Ministerposten im Kabinett des künftigen republikanischen US-Präsidenten George W. Bush abgelehnt. Bei einer Unterredung mit Bush am Freitagabend machte Breaux klar, dass er sein Mandat als Senator von Louisiana behalten wolle. "Wir hatten eine großartige Diskussion", sagte Bush nach dem Treffen mit dem Senator aus Louisiana. Das Gespräch mit Breaux, der als künftiger Energieminister gehandelt worden war, galt als symbolische Geste Bushs für die nationale Versöhnung nach dem wochenlangen Gezerre um die Präsidentschaft. Hätte Breaux seinen Senatssitz für einen Ministerposten abgegeben, wäre er voraussichtlich von einem Republikaner ersetzt worden. Damit hätte dann die republikanische Fraktion eine knappe Mehrheit im Oberhaus erreicht. Bisher verfügen Republikaner und Demokraten über je 50 Senatoren.

Bush kündigte für Samstag die Nominierung einer ersten Reihe von Ministern an. Erwartet wurde, dass er den schwarzen Ex-Generalstabschef Colin Powell als seinen Außenminister benennen wird. Insgesamt müssen neben einer neuen Regierung mehr als 6500 Posten im Regierungsapparat des scheidenden Präsidenten Bill Clinton neu besetzt werden. Mehr als 25 000 Bewerbungen seien bereits eingegangen.

Colin Powell war unter Präsident George Bush senior der erste schwarze Generalstabschef. Unter dessen Sohn soll er nun der erste schwarze Außenminister der Vereinigten Staaten werden. Vom Kriegshelden bis zu seiner erwarteten Nominierung als Chefdiplomat hat Colin Powell eine steile Karriere absolviert. Seit dem Golfkrieg in den USA hoch angesehen, dürfte er der US-Außenpolitik einen ganz anderen Stil verleihen als seine temperamentvolle Vorgängerin Madeleine Albright. Powells Einfluss ist so groß, dass bereits eine Militärdoktrin nach ihm benannt wurde, die in den Vereinigten Staaten bis heute gültig ist.

Anders als Albright, die stets Rückbezüge zum Zweiten Weltkrieg herstellt, ist die Weltanschauung des designierten Außenministers von der Niederlage in Vietnam und dem militärischen Sieg gegen Irak geprägt. Als Sohn jamaikanischer Einwanderer im New Yorker Stadtteil Bronx aufgewachsen, ging er als junger Offizier zunächst nach Deutschland. 1962 wurde er von Präsident Kennedy als "Sonderberater" der südvietnamesischen Armee nach Südostasien entsandt. Hochdekoriert und kampferprobt, durchlief er ab 1969 alle Stufen der Militärhierarchie. Von 1989 bis 1993 leitete er den Generalstab, bevor er sich in den Ruhestand verabschiedete.

Aus dem Vietnamkrieg zog der 63-Jährige die Lehren, die als Powell-Doktrin bekannt geworden sind: Wenn die USA sich militärisch engagieren müssten, dann sollten sie es mit aller Macht, klarer politischer Zielsetzung und einer Rückzugsstrategie tun. Der Golfkrieg schien Powells Doktrin zu bestätigen: Die meisten US-Bürger sahen die Intervention von 1991 als Erfolg. Die Popularität des Generals erreichte ihren ersten Höhepunkt.

Vizepräsident Al Gore feierte mit Freunden und Wahlhelfern das Ende des Wahlkrimis. Gäste in Gores Washingtoner Residenz waren unter anderem die Rockstars Jon Bon Jovi, Tom Petty und Stevie Wonder.

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