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Politik: Nach dem Vorwurf der Steuerhinterziehung wurde der Hafturlaub des Immobilienspekulanten gestrichen

Die vorzeitige Haftentlassung des Immobilienspekulanten Jürgen Schneider ist gefährdet. Einen Tag, nachdem Schneiders Anwalt Eckhard Hild die Entlassung seines Mandaten noch vor Weihnachten angekündigt hatte, strich das Justizministerium in Wiesbaden Schneider den laufenden Hafturlaub und den ihm eingeräumten Freigang.

Die vorzeitige Haftentlassung des Immobilienspekulanten Jürgen Schneider ist gefährdet. Einen Tag, nachdem Schneiders Anwalt Eckhard Hild die Entlassung seines Mandaten noch vor Weihnachten angekündigt hatte, strich das Justizministerium in Wiesbaden Schneider den laufenden Hafturlaub und den ihm eingeräumten Freigang. Grund: Gegen den Ex-Baulöwen leitete die Frankfurter Staatsanwaltschaft am Dienstag ein Ermittlungsverfahren wegen Steuerhinterziehung ein. Schneider soll die millionenschwere Erbschaft seines 1998 verstorbenen Vaters nicht ordnungsgemäß versteuert haben. Hild wies die Vorwürfe zurück: Schneider sei nicht der Erbe des Geldes. Es gebe keinen Anhaltspunkt für ein strafrechtliches Vergehen seines Mandanten.

"Herr Schneider ist bestürzt und kann sich nicht vorstellen, wie die Vorwürfe zustande kommen", sagte Hild in Frankfurt. Steuerfahnder waren bei der Suche nach Steuersündern in einer Anwaltskanzlei in Wuppertal zufällig auf Unterlagen mit dem Namen Schneider gestoßen. Danach soll Schneider zusammen mit seinen beiden Schwestern auf den britischen Kanalinseln Jersey und Guernsey insgesamt 26 Millionen Mark deponiert haben. Das Geld soll aus dem Nachlass des Vaters stammen. Die Erbschaft sei aber nicht versteuert. Deshalb, so hieß es in Justizkreisen, werde gegen Schneider und seine beiden Schwestern ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Die Justizbehörden hatten bereits Schneiders vorzeitige Entlassung aus dem Gefängnis spätestens am 13. Dezember angeordnet. Rund zwei Drittel seiner Strafe hat der ehemalige Baulöwe abgesessen. Der 65-Jährige arbeitet tagsüber seit längerem als Freigänger in der Buchhaltung einer Schreinerei in der Nähe von Frankfurt. An den Wochenende kann er nach Hause in seine Privatwohnung in Kronberg im Taunus. Dort hatte er auch seit gut einer Woche seinen Hafturlaub verbracht.

"Jetzt sitzt Herr Schneider wieder", bestätigte sein Anwalt am Dienstag. Freigang und Hafturlaub seien gestrichen worden. Nach Angaben des Frankfurter Staatsanwalts Job Tilmann prüfen die Justizbehörden jetzt, ob die bereits angeordnete vorzeitige Haftentlassung widerrufen wird.

Jürgen Schneider war am 23. Dezember 1997 vom Landgericht Frankfurt (Main) werden schweren Betrugs, Kreditbetrugs und Urkundenfälschung zu einer Haftstrafe von sechs Jahren und neun Monaten verurteilt worden. Er hatte rund 50 Banken bei der Finanzierung von diversen Immobilienprojekten betrogen und 1994 für die größte Immobilienpleite der Nachkriegsgeschichte gesorgt. Rund 2,5 Milliarden Mark der von Schneider verursachten Schulden in Höhe von sechs Milliarden Mark konnten nicht bezahlt werden. Die Banken mussten das Geld abschreiben.

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