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Nach einer Schweigeminute im Gedenken an die Opfer des Terrors vom Vortag applaudieren die Menschen auf der Placa de Catalunya in Barcelona.

© Reuters

Nach den Anschlägen in Spanien: Barcelona trotzt dem Terror

Tausende gedenken in Barcelona der Opfer der zwei Anschläge vom Donnerstag. Die Behörden gehen bei den Tätern von einer zwölfköpfigen Islamistenzelle aus.

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Am Tag nach dem Anschlag in Barcelona haben sich mehrere tausend Menschen nahe dem Boulevard Las Ramblas versammelt und eine Schweigeminute abgehalten. Die Menschen riefen am Freitagmittag mehrmals auf Katalanisch auf der Placa de Catalunya: „Wir haben keine Angst!“ Der Platz grenzt an die Flaniermeile Las Ramblas, auf der am Vortag ein Attentäter einen gemieteten Lieferwagen in die Menge gesteuert und dabei 13 Menschen getötet und mehr als 130 verletzt hatte. Auch der spanische König Felipe VI., Ministerpräsident Mariano Rajoy und Kataloniens Regierungschef Carles Puigdemont nahmen an der Schweigeminute teil.

Bei dem Anschlag des mutmaßlich islamistisch motivierten Täters, es soll sich um einen 17-jährigen Marokkaner namens Moussa Oukabir handeln, wurden auch 13 Deutsche im Alter von 15 bis 51 Jahren verletzt, einige lebensgefährlich. Laut Bundesjustizministerium hat die Bundesanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Die Behörde wird tätig, wenn Deutsche im Ausland Opfer eines Terrorangriffs wurden.

Bei einem weiteren Anschlag in dem Badeort Cambrils südlich von Barcelona wurde in der Nacht zu Freitag ein Mensch getötet, sechs weitere erlitten Verletzungen. Ein Trupp mutmaßlicher Islamisten fuhr mit einem Wagen mehrere Menschen an. Die Polizei erschoss fünf Täter. Möglicherweise ist einer von ihnen der Attentäter von Barcelona. Cambrils ist etwa 100 Kilometer von Barcelona entfernt. Moussa Oukabir hätte nach der Todesfahrt in Barcelona vermutlich genug Zeit gehabt, um zu seinen Komplizen in Cambrils zu gelangen und mit ihnen den zweiten Anschlag zu verüben.

Aus Sicht der spanischen Behörden sind die Angriffe in Barcelona und Cambrils einer Terrorzelle mit ungefähr zwölf Islamisten zuzurechnen. Inzwischen wurden vier Personen festgenommen. Die Opfer der Anschläge von Barcelona und Cambrils stammen vermutlich aus 34 Ländern. Die Zahl sei noch vorläufig, teilten die katalanischen Rettungsdienste am Freitag auf Twitter mit.

Experten sprechen von einem "komplexen Do-it-yourself-Terror"

Das Bundeskriminalamt hält nach Informationen des Tagesspiegels die Bekennung der Terrormiliz IS, die sich allerdings nur auf den Anschlag in Barcelona bezieht, für echt. Deutsche Sicherheitskreise sehen zudem im Terrorangriff auf Spanien eine neue Qualität. Kombinierte Attacken an zwei Orten mit Fahrzeugen wie jetzt in Barcelona und Cambrils habe es bislang nicht gegeben. „Das ist komplexer Do-it-yourself-Terror“, hieß es.

Bislang hätten islamistische Attentäter, die ein Fahrzeug als Waffe einsetzten, nur eine Einzeltat verübt, wie Anis Amri im Dezember 2016 in Berlin und Mohamed Lahouaiej Bouhlel im Juli 2016 in Nizza. In Spanien komme hinzu, dass die mutmaßliche Terrorgruppe offenbar auch in der Nacht zu Donnerstag im Küstenort Alcanar in einem Wohnhaus versucht hatte, einen Sprengsatz zu bauen. Es kam zu einer Gasexplosion, bei der ein Mann starb. Ob er zur Zelle zählt, ist offen.

„Das Muster Lkw-Attacke weitet sich damit aus“, sagte ein Sicherheitsexperte. Hinweise, die Terrormiliz IS habe ein sogenanntes Hit-Team geschickt, gebe es nicht. „Vermutlich haben sich Islamisten, die schon länger in Spanien lebten, zu einer Gruppe zusammengetan“, hieß es.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte am Freitag in Berlin zu den Anschlägen in Spanien, „Terrorismus kann uns tief traurige Stunden bereiten, aber besiegen kann er uns nie“. Mit den Vertretern anderer Parteien sei aus Respekt für die Opfer für zwei Tage Zurückhaltung im Wahlkampf verabredet worden.

Unklar bleibt, ob auch ein Messerangriff in Finnland einen terroristischen Hintergrund hat. In der Stadt Turku stach am Freitag ein Mann auf Passanten ein, mindestens zwei wurden verletzt. Die Polizei schoss den Täter an und nahm ihn fest.

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