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Politik: Nach den Landtagswahlen: SPD: Führungsreserve

So blickt ein Vater auf seine Tochter, wenn er mit ihren Leistungen mehr als zufrieden ist. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) wendete sein Gesicht leicht zu Ute Vogt, als die baden-württembergische SPD-Spitzenkandidatin am Montag im Willy-Brandt-Haus in Berlin sagte, wie sie sich ihre weitere politische Zukunft vorstellt.

So blickt ein Vater auf seine Tochter, wenn er mit ihren Leistungen mehr als zufrieden ist. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) wendete sein Gesicht leicht zu Ute Vogt, als die baden-württembergische SPD-Spitzenkandidatin am Montag im Willy-Brandt-Haus in Berlin sagte, wie sie sich ihre weitere politische Zukunft vorstellt. "Der Schwerpunkt meiner Tätigkeit bleibt in Baden-Württemberg", kündigte die 36-jährige Juristin an, die ihrer Partei bei der Landtagswahl am Sonntag einen Stimmenzuwachs von 25 auf 33 Prozent beschert hat. Schröder lehnt sich entspannt ans Pult und lächelt die junge Frau zufrieden an. "Ich finde das Ergebnis von Frau Vogt herausragend", freut er sich. Und dann sagt er, dass er in der SPD noch Großes mit Ute Vogt vor hat. Für ihn gehört sie zur "Führungsreserve der SPD erster Klasse". Wieder ein zufriedenes Lächeln. Dann noch einmal der Hinweis, "dass Ute Vogt noch viel vorhat und viel vor sich hat".

Darum möchte der Kanzler, dass die neue Hoffnungsträgerin der SPD im Südwesten auch in den Führungsgremien der Bundespartei eine größere Rolle spielt. Noch gehört die baden-württembergische Landesvorsitzende weder dem Vorstand noch dem Präsidium an. "Das wird sich ändern", kündigt Schröder an. Schon im November, auf dem nächsten Bundesparteitag der SPD in Nürnberg, soll die Bundestagsabgeordnete in die engere Führung gewählt werden.

Einen kleinen Schönheitsfehler hat Vogts gutes Ergebnis allerdings. Zwar legte die SPD mit ihrer jungen Spitzenkandidatin bei der Wahl kräftig zu, Ute Vogt schaffte es aber nicht, ihren Wahlkreis in Pforzheim zu erobern. Dort legte sie zwar um 13,5 Prozentpunkte auf 37,8 Prozent zu, hatte gegen ihren christdemokratischen Herausforderer Stefan Mappus, der auf 46,6 Prozent kam, aber keine Chance. Die Sozialdemokratin sitzt also nicht im Stuttgarter Landtag und wird ihr Bundestagsmandat in Berlin behalten. Dort gehört sie als Vorsitzende des Innenausschusses bereits zu den einflussreicheren Abgeordneten. Das Amt will sie behalten. Doch "die Zeit, die übrig bleibt", will sie "ausschließlich Baden-Württemberg widmen", sagt sie. Als Landeschefin wolle sie "ganz dicht" mit der Fraktion zusammenarbeiten.

Schröder, dabei wohl auch mögliche Rivalen Vogts im Blick, die denken könnten, wegen der häufig im fernen Berlin weilenden Landeschefin, Freiräume besetzen zu können, sicherte ihr betont deutlich die "volle Unterstützung der Bundespartei" zu. Er bekräftigte, dass Vogt "recht daran tut, wenn sie sagt, ich werde in Baden-Württemberg die Oppositionsarbeit bestimmen". Die so vom Kanzler und SPD-Vorsitzenden Gelobte reiste nach der Präsidiumssitzung in Berlin, wo sie sich gemeinsam mit dem rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck als Wahlsieger feiern ließ, gleich weiter in den Südwesten. Dort tagten die Landesgremien. Danach geht es wieder nach Berlin, denn in dieser und in der kommenden Woche tagt der Bundestag. Es hat seinen Preis, wenn man zu der Generation gehört, von der der Kanzler sagt, dass sie nun "zunehmend Verantwortung in der SPD übernimmt".

Carsten Germis

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