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Massiv im Einsatz: Polizei am Kölner Hauptbahnhof vor einem Jahr.

© Henning Kaiser/dpa-picture alliance

Nach Übergriffen vor zwei Jahren: Wieder viel Polizei zu Silvester in Köln

Die Stadt Köln bereitet sich zwei Jahre nach den Übergriffen vor dem Hauptbahnhof auf eine möglichst friedliche Neujahrsparty vor.

Etwas weniger Beamte, aber eine größere Sicherheitszone rings um den Kölner Dom: So rüsten sich Stadt und Polizei zwei Jahre nach der desaströsen Silvesternacht auf der Domplatte für den Jahreswechsel 2017. Wie schon im vergangenen Jahr wird in einem abgesperrten Bereich Feuerwerk verboten sein, wie die Stadtverwaltung und die Polizei am Mittwoch in Köln mitteilten. Vor allem auf dem Bahnhofsvorplatz wolle man verhindern, dass sich größere Gruppen bildeten. Mehr Videokameras und bessere Beleuchtungsanlagen sollen zusätzlich für Sicherheit sorgen. „Die Polizei wird rund 1400 Beamtinnen und Beamte einsetzen“, sagte Kölns Polizeipräsident Uwe Jacob. Im vergangenen Jahr waren es 1500 Polizisten. Für den Jahreswechsel rechnen die Behörden wieder mit ähnlich vielen Besuchern wie in den Vorjahren.

In der Silvesternacht 2015/2016 waren Frauen auf dem Bahnhofsvorplatz von Männergruppen massenhaft sexuell bedrängt worden. Kölns parteilose Oberbürgermeisterin Henriette Reker bezeichnete dies am Mittwoch als ein „einmaliges, unrühmliches Ereignis“. Während der Übergriffe waren seinerzeit lediglich 140 Polizeibeamte im Einsatz. Ein Untersuchungsausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags hat im Frühjahr nach mehr als einem Jahr Arbeit seinen Abschlussbericht veröffentlicht. Darin wurden schwere Versäumnisse von Polizei und Ordnungsbehörden in Köln festgestellt. Reker verwies nun darauf, dass bereits zum Jahreswechsel 2016/17 sei das Kölner Sicherheitskonzept deutlich verschärft wurde. Dieses Jahr will die Stadt mit der Kampagne „Respekt“ außerdem für friedliches Miteinander werben. Das Wort solle in den kommenden Wochen im Stadtbild präsent sein - beispielsweise auf Armbändern für die Besucher der Veranstaltungen am Kölner Dom, erklärte Reker.

Kriminologe: Besser informieren

Kritik an der Polizei hatte es allerdings auch nach dem vergangenen Jahreswechsel gegeben, seinerzeit wegen der gezielten Kontrollen gegen Männer, die sie als Nordafrikaner einschätzten, die Zeuginnen im Jahr zuvor als wesentliche Tätergruppe genannt hatten. Von "Racial Profiling" war die Rede. In diesem Herbst lud die Kölner Polizei zur öffentlichen Debatte über den Einsatz ins Polizeipräsidium. Einer der Teilnehmer, der Bochumer Kriminologie-Professor Thomas Feltes, kritisierte dabei, dass die Polizei, die das größte Wissen um die tatsächlichen Hintergründe von Kriminalität habe, noch zu sehr als Problemlöserin am Ende gesehen werde. Repression schaffe aber, nicht nur wenn sie sich gegen Migranten richte, oft die Probleme, die sie behaupte zu beseitigen.

"Natürlich muss die Polizei tätig werden, wenn sie konkrete Gründe hat, dass Gefahr besteht", sagte er jetzt dem Tagesspiegel. "Im Vorfeld ist aber Information und Transparenz nötig". Bei den Kontrollen im letzten Jahr "sei die Hemmschwelle offenbar niedrig" gewesen, außerdem müsse kommuniziert werden, "warum man was macht", warum Orte gesperrt und kontrolliert werde, am besten schon auf den Bahnfahrten, die das Silvesterpublikum in die Stadt bringe. Der Stadt empfahl er, den kostenlosen Zugang zu Clubs am Rande der Gegend um Bahnhof und Dom zu ermöglichen, da viele der Feiernden kein Geld hätten.

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