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Politik: Nach der Absage an den Transrapid bestehen neue Chancen für das Projekt

Nach der Entscheidung, die Transrapidverbindung Berlin-Hamburg nicht zu bauen, wird nun eifrig über mögliche Alternativen spekuliert. Bundesverkehrsminister Reinhard Klimmt (SPD) wollte sich nach dem Treffen nicht festlegen, "momentan" sei noch "keine Strecke konkret".

Nach der Entscheidung, die Transrapidverbindung Berlin-Hamburg nicht zu bauen, wird nun eifrig über mögliche Alternativen spekuliert. Bundesverkehrsminister Reinhard Klimmt (SPD) wollte sich nach dem Treffen nicht festlegen, "momentan" sei noch "keine Strecke konkret". Bund und Bahn, so die offizielle Mitteilung, würden nun "gemeinsam mit interessierten Bundesländern zügig Alternativstrecken untersuchen". In "spätestens zwei Jahren" soll eine Entscheidung fallen. Nur eines machte Klimmt deutlich: Die 6,1 Milliarden Mark des Bundes sollen weiter für den Transrapid zu Verfügung stehen.

Während Experten den Flughafenverbindungen keine großen Chancen einräumen, ließ Klimmts Verweis auf die "interessierten Bundesländer" aufhorchen. Die finanzkräftigen Ländern Hessen, Nordrhein-Westfalen und Bayern sollen Interesse angemeldet haben, heißt es. Und der Verkehrsclub AvD macht sich für eine originelle Variante stark: Die Stelzenbahn sollte in die Mitte von Autobahnen gebaut werden, das verringere die Genehmigungszeiten.

Andere setzen auf den zügigen Ausbau von anderen Verkehrsverbindungen - vor allem in den neuen Ländern. Die Absage an den Transrapid sei ein Rückschlag für den Aufbau Ost, kritisierte Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD). Der Ausbau der ICE-Verbindung zwischen Berlin und Hamburg gilt als sicher. Daneben aber taucht nun ein weiterer Vorschlag auf: die umstrittene ICE-Trasse durch den Thüringer Wald von Erfurt nach Nürnberg. Die Grünen, bisher ein erklärter Gegner des Projekts, sprechen sich jetzt dafür aus, die Arbeiten "sinnvoll" weiterzuführen.

Der vom damaligen Bundesverkehrsminister Franz Müntefering (SPD) im Mai 1999 veranlasste Baustopp hat nach Angaben des Grünen-Verkehrsexperten und Bundestagsabgeordneten Albert Schmidt bisher Kosten in Höhe von 12 Millionen Mark verursacht, ohne dass sich ein Bagger gerührt hat. Die bereits mit Baufirmen geschlossenen Verträge laufen nämlich weiter. Allein der Stopp der Arbeiten am Sandbergtunnel führt nach Schmidts Angaben, der auch im Aufsichtsrat der Bahn AG sitzt, zu Kosten in Höhe von 26 000 Mark pro Tag. Auch für die Bahntrasse südlich von Erfurt sind bereits 663 Millionen Mark ausgegeben worden. Das Gesamtprojekt von Erfurt nach Nürnberg sollte ursprünglich mehr als 7 Milliarden Mark kosten.

Schmidt fordert jetzt, die Strecke bis Ilmenau im Thüringer Wald umgehend fertig zu stellen. Die Kosten würden nach seinen Angaben unter 300 Millionen Mark liegen. Dann würde sich die Fahrzeit zwischen Erfurt und Ilmenau von einer Stunde auf 20 Minuten verkürzen. Die rot-grüne Koalition hatte festgelegt, begonnene Verkehrsprojekte zu Ende zu bauen, um keine Investitionsruinen stehen zu lassen. Der Überlegung, die Neubaustrecke mit der vorhandenen Linie von Arnstadt nach Saalfeld zu verbinden, räumen Fachleute keine Chance ein. Ein Fernverkehr kommt auf dieser Relation für die Bahn AG nicht in Betracht.

Die Neubaustrecke durch den Thüringer Wald war Bestandteil der Verbindung Berlin-München. Beim Ausbau der gesamten Strecke würde sich die Fahrtzeit von heute über sieben Stunden auf weniger als vier Stunden verkürzen. Für den Berliner Abgeordneten Michael Cramer "ist der locker verhängte Baustopp durch Müntefering ähnlich unprofessionell" wie dessen "Luftnummer" im Umgang mit der Flugaffäre des nun zurückgetretenen Finanzministers von Nordrhein-Westfalen, Heinz Schleußer.

kt, chi

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