zum Hauptinhalt
Bei Protesten nach der Präsidentschaftswahl in Russland wurden mehrere hundert Demonstranten festgenommen, die gegen den Wahlerfolg von Wladimir Putin auf die Straße gegangen waren. Die Demonstranten beklagen Wahlfälschungen.

© Reuters

Nach der Präsidentenwahl in Russland: Prominente Putin-Gegner festgenommen

In Moskau und St. Petersburg wurden mindestens 550 Demonstranten festgenommen, die gegen Wahl von Wladimir Putin auf die Straße gegangen waren, darunter auch prominente Oppositionspolitiker.

Nach der gewaltsamen Auflösung von Protesten gegen den gewählten russischen Präsidenten Wladimir Putin hat die Polizei in Moskau die 250 festgenommenen Demonstranten wieder freigelassen. Gegen die Teilnehmer der Kundgebung sei ein Verfahren wegen Verstoßes gegen das Versammlungsrecht eingeleitet worden, teilte die Polizei der Hauptstadt nach Angaben von russischen Medien am Montag mit.

Nach der als unfair kritisierten Wahl Putins zum Kremlchef war die Polizei erstmals seit Monaten wieder mit Härte vorgegangen und hatte dabei mindestens 550 Demonstranten festgenommen. Zehntausende hatten am Montagabend in den Metropolen Moskau und St. Petersburg gegen die Rückkehr des 59-jährigen Ex-Geheimdienstchefs ins Präsidentenamt protestiert.

Die Polizei nahm unter anderem auch mehrere prominente Putin-Gegner fest. Der populäre Blogger Alexej Nawalny, der in Oppositionskreisen als möglicher künftiger Präsidentschaftskandidat gehandelt wird, sei gegen eine Geldstrafe freigelassen worden. Das meldete die Agentur Interfax in der Nacht zu Dienstag (Ortszeit) in Moskau. Auch der Linkspolitiker Sergej Udalzow wurde noch in der Nacht auf freien Fuß gesetzt, wie die Agentur Itar-Tass berichtete.

Die Demonstrationen und Festnahmen in Bildern:

Der bekannte Oppositionelle Ilja Jaschin beklagte am Abend, er werde seit mehreren Stunden mit 19 anderen Festgenommenen in einem Polizeibus festgehalten. „Alles ziemlich seltsam“, teilte Jaschin per Telefon mit. Der Multimilliardär Michail Prochorow, der bei der Wahl den dritten Platz belegt hatte, verurteilte die Festnahmen. „Es war eine friedliche Kundgebung. Ich bin empört über die Gewalt.“ Internationale Beobachter hatten die Wahl als ungerecht und unfair kritisiert. In jedem dritten Wahllokal seien bei der Auszählung Unstimmigkeiten festgestellt worden, teilte die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) mit. Demokratische Standards, zu denen sich Russland als Europaratsmitglied verpflichtet habe, seien nicht voll erfüllt worden, hieß es.

Putin wird im Mai nach 2000 und 2004 zum dritten Mal als Präsident in den Kreml einziehen. Trotz der Vorwürfe erklärte die Wahlkommission Putin nach vorläufigem amtlichen Endergebnis mit 63,6 Prozent zum Sieger. Das endgültige Resultat folgt in den kommenden Tagen. Putin blieb damit unter seinem Ergebnis von 2004 (71,3 Prozent), aber über seinem ersten Wert von 2000 (52,9 Prozent). Auf Platz zwei der Präsidentenwahl landete Kommunistenchef Gennadi Sjuganow mit 17,18 Prozent. Der Milliardär Prochorow kam auf 7,98 Prozent, der Ultranationalist Wladimir Schirinowski auf 6,22 Prozent und der Linkskonservative Sergej Mironow auf 3,85 Prozent. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false