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Nach der Revolution: Schwere Unruhen und Tote in Kairo

Bei schweren Ausschreitungen sind im Zentrum von Kairo Menschen umgekommen, Nachrichtenagenturen berichten von bis zu 21 Toten. Kopten hatten protestiert, weil eine Kirche niedergebrannt worden war.

Rund 2000 koptische Christen hatten gegen muslimische Extremisten demonstriert, die vor anderthalb Wochen in der südlichen Provinz Assuan eine Kirche niedergebrannt hatten. Die Demonstranten gerieten dann vor dem Fernsehgebäude mit Bewohnern der umliegenden Wohnviertel und mit dem Militär aneinander. Ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete, es seien mindestens 16 koptische Christen getötet worden, er habe die Leichen am Sonntagabend in einem Krankenhaus gesehen. Das staatliche Fernsehen berichtete später am Abend sogar von 17 getöteten Demonstranten und zudem von vier getöteten Soldaten. Die Rede war außerdem von 150 Verletzten.

Ministerpräsident Essam Scharaf verurteilte die Gewalt und sprach im sozialen Netzwerk Facebook von „vandalisierenden Kräften“. Ziel sei, Chaos im Land zu säen und religiöse Spannungen zu schüren. Die Randale begannen nach Berichten von Augenzeugen, als Demonstranten Steine auf Soldaten warfen, die das Fernsehgebäude schützen. Darüber hinaus seien mehrere Autos und Busse in Brand gesetzt worden.

Die koptischen Demonstranten seien beschossen worden, als ihr Marsch den Platz vor dem Fernsehgebäude erreicht habe, berichteten Teilnehmer den Reportern der Webseite „almasryalyoum“. Zwei Panzerspähwagen der Armee seien außerdem mitten in die Menge gefahren, berichteten Augenzeugen. Dabei seien mehrere Demonstranten überrollt und getötet worden. Ein Teilnehmer zeigte den Reportern angebliche Schädelteile eines Freundes, der auf diese Weise getötet worden sein soll. Das Staatsfernsehen behauptete wiederum, die tödlichen Schüsse auf die Soldaten seien von protestierenden Kopten abgegeben worden.

Fernsehbildern zufolge wurden Polizisten mit Steinen und Molotow-Cocktails beworfen, Autos in Brand gesetzt. Demonstranten und Polizisten kämpften auf einer Brücke der ägyptischen Hauptstadt mit Knüppeln gegeneinander.

Auf ihrem Demonstrationszug quer durch die Stadt hatten die Kopten Kreuze geschwenkt und „Nieder mit dem Marschall“ Hussein Tantawi skandiert, dem Leiter des regierenden Militärrats. Bereits vor eine Woche hatten hunderte koptische Christen nach der Brandstiftung an der Kirche in der Region Assuan demonstriert. Sie war von jungen Muslimen in Brand gesetzt worden, nachdem der örtliche Gouverneur erklärt hätte, das Gotteshaus sei ohne behördliche Zustimmung errichtet worden.

Seit Monaten mehren sich in Ägypten die Angriffe auf die Kopten, die bis zu zehn Prozent der Bevölkerung stellen. Sie klagen seit langem über Diskriminierung und warnen, dass seit Mubaraks Sturz im Februar der Einfluss der Islamisten gestiegen sei. Die Kopten stellen etwa zehn Prozent der Bevölkerung. Sie werden bei der Erteilung von Baugenehmigungen für Kirchen diskriminiert.

In Ägypten sollen am 28. November die ersten Parlamentswahlen nach der Verdrängung von Mubarak stattfinden.

(dpa, Reuters, AFP)

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