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Rekruten der Bundeswehr wurden im Juli 2011 vor dem Reichstag vereidigt - zum ersten Mal waren es ausschließlich Freiwillige.

© dpa

Nach der Wehrpflicht: Jeder vierte Wehrdienstleistende geht vorzeitig

Die Quote der Abbrecher bei der Bundeswehr ist ziemlich hoch. Viele gehen, weil sie einen anderen Job in Aussicht haben.

Von Michael Schmidt

Die Wehrpflicht ist ausgesetzt, die Bundeswehr eine Freiwilligenarmee, der Dienst in den Streitkräften ein Job wie jeder andere. Ein Job wie jeder andere? Nicht ganz. Immerhin geht es, im Falle eines Falles, um die Erfüllung eines militärischen Auftrags unter Einsatz der eigenen Gesundheit, wenn nicht des eigenen Lebens. Kein Job wie jeder andere also, und so findet es das Bundesverteidigungsministerium auch „nicht sonderlich überraschend“, dass mehr als jeder vierte Freiwillige nach kurzer Zeit die Truppe wieder verlässt.

23,3 Prozent der Freiwilligen haben von ihrem Recht Gebrauch gemacht, in den ersten sechs Monaten ihres Engagements bei der Bundeswehr ohne Angabe von Gründen ihren Dienst zu quittieren. Weitere 4,4 Prozent haben auf Wunsch des Arbeitgebers Armee die Truppe verlassen, sagte Ministeriumssprecher Kai-Siegfried Schlolaut am Mittwoch dem Tagesspiegel.

Die Zahlen seinen hoch, sie entsprächen aber den Erfahrungen, wie sie die private Wirtschaft auch mache, wo die Quote der Jobabbrecher zwischen 20 und 25 Prozent liege. Zudem sei man trotz allem „voll im Plan“. Der sah nach der Bundeswehrreform und ihrer Umwandlung in eine Berufsarmee die Rekrutierung von mindestens 5000 Freiwilligen pro Jahr vor. Und diese Zahl, rechnet der Ministeriumssprecher vor, werde trotz der Abgänge übertroffen: Nach jetzigem Stand werde man nach den Einberufungen zum 1. Juli, 1. Oktober und dem kommenden 1. Januar abzüglich der Abbrecher immer noch 8800 Freiwillige zur Verfügung haben.

Zu den Gründen für den Austritt aus dem Dienstverhältnis gehörte nach Auskunft von Minister Thomas de Maizière vor allem ein anderes Jobangebot. Viele Abiturienten hätten auch nach ihrem Eintritt in die Bundeswehr im Juli drei Monate später doch noch einen Studienplatz angeboten bekommen und sich dafür entschieden. „Nur wenige sagten, dass der Ton in der Truppe sie abgeschreckt habe oder dass sie sich über- oder unterfordert fühlten.“ Einen Teil der Abbrecher habe die Bundeswehr ihrerseits nach Hause geschickt, weil sie den körperlichen Anforderungen nicht entsprochen hätten.

Auch der Deutsche Bundeswehrverband sieht die vergleichsweise hohe Zahl der Abbrecher als „Folge des Systemwandels“. Wer freiwillig komme, lasse sich schwerer halten. Umso wichtiger sei es, den Arbeitgeber Bundeswehr attraktiv für junge Leute zu gestalten, sagte Verbandssprecher Jan Meyer dem Tagesspiegel. Dazu gehörten Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung, eine bessere Vereinbarkeit von Dienst und Familie und finanzielle Anreize.

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