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Nach Erdbeben: Pakistan will Grenze in Kaschmir öffnen

Eineinhalb Wochen nach dem Erdbeben in Südasien hat die Katastrophe für eine weitere Annäherung zwischen den früheren Erzfeinden Pakistan und Indien gesorgt.

Islamabad/Neu Delhi - Die indische Regierung begrüßte in der Nacht zum Mittwoch das Angebot des pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf, die bislang weitgehend undurchlässige Waffenstillstandslinie im geteilten Kaschmir für Zivilisten aus der Region zu öffnen. Man warte nun auf offizielle Angaben aus Islamabad, wie der Vorschlag umgesetzt werden könne, sagte der Sprecher des indischen Außenministeriums, Navtej Sarna.

Musharraf hatte angeboten, die de-facto-Grenze für Kaschmirer zu öffnen, die im Katastrophengebiet helfen oder Angehörige suchen wollten. Er schloss aus, dass Soldaten die Demarkationslinie für Hilfseinsätze überqueren. Der Präsident betonte erneut, seine Regierung könne von Indien angebotene Hubschrauber für Hilfsflüge nur annehmen, wenn Pakistan die Besatzungen stelle. Indien lehnt das ab. Das Erdbeben vom 8. Oktober hat in Pakistan nach offiziellen Angaben mindestens 47 700 Menschen das Leben gekostet. Im indischen Teil Kaschmirs starben mindestens 1600 Menschen.

Seit Mittwoch können Kaschmirer erstmals seit 15 Jahren wieder vom indischen in den pakistanischen Teil der Region telefonieren. Die indische Regierung hat die Öffnung der Leitungen für zwei Wochen beschränkt. Die Verbindung war kurz nach Beginn der extremistischen Gewalt im indischen Teil Kaschmirs gekappt worden.

Bei einem Besuch in dem weitgehend zerstörten Ort Balakot sagte Musharraf, der Wiederaufbau werde Jahre dauern. Er kündigte an, die Regierung werde in den zerstörten Dörfern und Städten moderne erdbebensichere Gebäude errichten lassen. Musharraf drückte den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. Nachbeben sorgten im den Katastrophengebieten Indiens und Pakistans für Panik. Die NATO begann mit dem Einsatz der neu geschaffenen schnellen Eingreiftruppe NRF (NATO Response Force) zur Erdbebenhilfe in Pakistan.

Muslimische Extremisten kämpfen im indischen Teil Kaschmirs für die Unabhängigkeit oder den Anschluss der Region an Pakistan. Bei dem Konflikt wurden bislang mehr als 60 000 Menschen getötet. Indien und Pakistan haben seit ihrer Unabhängigkeit von britischer Kolonialherrschaft 1947 zwei Kriege um das geteilte Kaschmir geführt. Anfang vergangenen Jahres nahmen die beiden Atommächte Friedensverhandlungen auf, die bislang zäh verlaufen sind. (tso/dpa)

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