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Nach Kosovo-Anerkennung: Serbien zieht Botschafter aus Deutschland ab

Es ist mit der härteste diplomatische Schritt, den ein Staat gehen kann: Nach der völkerrechtlichen Anerkennung des Kosovo durch die Bundesrepublik ruft Serbien seinen Botschafter aus Deutschland zurück. Doch das Auswärtige Amt reagiert betont gelassen.

Unmittelbar nach Deutschlands Anerkennung der Unabhängigkeit des Kosovos hat der serbische Außenminister Vuk Jeremic angekündigt, "noch heute" seinen Botschafter aus Deutschland abzuziehen. "Serbien wird heute auch den serbischen Botschafter aus Österreich zurückrufen", sagte er in Straßburg im Europarat. Zuvor hatte Belgrad unter anderem bereits die Botschafter aus Washington und Paris abgezogen.

Serbien werde mit "allen diplomatischen, rechtlichen und ökonomischen Mitteln die einseitige und illegale Trennung des Kosovos bekämpfen", sagte der Außenminister.

Auswärtiges Amt: Kein Interesse daran, Serbien zu isolieren

Die Bundesregierung hat inzwischen auf den angekündigten Rückruf des serbischen Botschafters mit Gelassenheit reagiert: Die Rückrufung sei noch nicht offiziell mitgeteilt worden, so der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Martin Jäger, in Berlin. Allerdings sei ein solcher Schritt im diplomatischen Verkehr durchaus "übliche Praxis" und in keiner Weise vergleichbar mit einem Einfrieren oder gar einem Abbruch diplomatischer Beziehungen. Jäger betonte, niemand habe ein Interesse daran, Serbien zu isolieren. "Wir tun das nicht und wir beabsichtigen das nicht."

Das Bundeskabinett hatte heute beschlossen, diplomatische Beziehungen zu der ehemaligen südserbischen Provinz Kosovo aufzunehmen. Vollzogen wird der Akt durch ein Schreiben von Bundespräsident Horst Köhler an das kosovarische Staatsoberhaupt Fatmir Sejdiu, das noch am Mittwoch gesendet werden soll. Das Kosovo hatte am Sonntag einseitig seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt.

Den Überfall von Kosovo-Serben auf zwei UN-Kontrollpunkte am Dienstag verurteilte Jeremic. Er sei gegen Gewaltanwendung und dies sei ein höchst bedauerlicher Vorfall. Jeremic wollte am Nachmittag mit dem Auswärtigen Ausschuss des EU-Parlaments zusammentreffen, um über die Folgen der Unabhängigkeit des Kosovos zu beraten.

Linksfraktion: Anerkennung ist völkerrechtswidrig

Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Gernot Erler (SPD), bezeichnete die Unabhängigkeit des Kosovo als "eingeschränkte Souveränität". Bis die Mitgliedschaft und Mitwirkung in internationalen Institutionen in Frage komme, werde noch einige Zeit vergehen, sagte er im NDR. Erler warnte die russische Regierung davor, ihre Unterstützung für Serbien, das die Unabhängigkeit des Kosovo ablehnt, zu weit zu treiben. "Also auch Russland muss sich überlegen, wie weit es eigentlich den Konflikt in Sachen Kosovo treiben soll, wenn es sich nicht international auch isolieren will", sagte er.

Der außenpolitische Sprecher der Linksfraktion, Norman Paech, nannte die Anerkennung des Kosovo als eigenständigen Staat einen "völkerrechtswidrigen Akt". Dadurch werde die Souveränität und territoriale Integrität Serbiens zerstört, und dies sei ein Verstoß gegen die UN-Resolution 1244, sagte er im SWR. Das Kosovo werde noch jahrelang am Tropf der EU hängen. Gebildet werde ein Protektorat, das "im Grunde eine Kolonie" sei, sagte Paech.

Die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl warnt indes davor, nun Angehörige der Roma und anderer Minderheiten zwangsweise in das Kosovo zurück zu schicken. "Ob der neue Staat stabil und zum Schutz der Minderheiten willens und in der Lage ist, ist zur Zeit unkalkulierbar", erklärte die Organisation in Frankfurt am Main. Laut Pro Asyl leben derzeit 38.000 Roma und Ashkali in Deutschland. Die Ashkali wanderten zur Zeit Alexanders des Großen aus Ägypten in das Kosovo ein. (jam/AFP/dpa)

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