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Ein Brandanschlag auf das geplante Asylbewerberheim in Tröglitz hat den Ort in die Schlagzeilen gebracht. Zuvor war der Bürgermeister nach gegen ihn gerichteten Drohungen zurückgetreten.

© Hendrik Schmidt/dpa

Nach kritischen Medienberichten: Früheres KZ bei Tröglitz soll Gedenkort werden

Im ehemaligen Konzentrationslager Tröglitz/Rehmsdorf soll ein würdiger Gedenkort entstehen. Dafür setzt sich die SPD in Sachsen-Anhalt ein, als Beitrag für demokratische Kultur in der Region, die zuletzt vor allem wegen ausländerfeindlicher Ereignisse in den Schlagzeilen war.

Die SPD in Sachsen-Anhalt hat sich dafür eingesetzt, die Gedenkstätte für das KZ Tröglitz/Rehmsdorf in die Trägerschaft der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt zu übernehmen. Im Landtag in Magdeburg sagte Katrin Budde, Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion und SPD-Landesvorsitzende, am Mittwoch: "Wir wollen das KZ-Außenlager aus dem Schatten des Vergessens holen." Ein würdiger Gedenkort und eine tragfähige wissenschaftliche Dokumentation seien auch ein Beitrag für demokratische Kultur in der Region Tröglitz.

Die SPD reagierte damit auf kritische Berichte, unter anderem im Tagesspiegel, über die Vernachlässigung dieses Gedenkortes. Die nur drei Kilometer von dem ehemaligen Lager entfernte Gemeinde Tröglitz war nach einem Brandanschlag auf das geplante Asylbewerberheim in dem Ort und vorangegangene Drohungen gegen den Bürgermeister durch Neonazis in die Schlagzeilen geraten.

Wie im Tagesspiegel bereits berichtet, gehörte das KZ Tröglitz/Rehmsdorf zu den brutalsten Tatorten des Holocaust in Sachsen-Anhalt. Die Häftlingszahlen, die Historiker aus SS-Dokumenten bislang zusammenstellten, variieren zwischen 6641 und 8572 Menschen. Mehr als 5000 jüdische KZ-Häftlinge starben in Tröglitz/Rehmsdorf oder wurden als „arbeitsunfähig“ in die Gaskammern von Auschwitz geschickt. Einer der Häftlinge war der damals 15-jährige ungarisch-jüdische Junge Imre Kertesz, der die Selektion in Auschwitz überlebte und nach dem Holocaust einer der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts wurde. Bis heute fehlt eine umfassende wissenschaftliche Erforschung, die das Leben und Sterben der Häftlinge, die Gewaltexzesse der Wehrmachtssoldaten sowie das Verhalten der Dorfbevölkerung in den Blick nimmt. (Tsp)

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