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Das Karl-Liebknecht-Haus ist die Parteizentrale der Linken

© Thilo Rückeis

Nach langem Streit: Kipping will Gedenktafel für Stalinismus-Opfer an Parteizentrale der Linken enthüllen

Monatelang wurde gestritten, wie die Linke der Opfer des stalinistischen Terrors gedenkt. Kommende Woche endlich will die Vorsitzende Katja Kipping die umstrittene Gedenktafel an der Parteizentrale enthüllen.

Von Matthias Meisner

Die umstrittene Gedenktafel an die Opfer des Stalinismus soll am 17. Dezember am Karl-Liebknecht-Haus, der Parteizentrale der Linken, enthüllt werden. Das teilte deren Bundesgeschäftsführer Matthias Höhn am Mittwoch auf Facebook mit. Sie solle an Antifaschisten und Kommunisten erinnern, "die in der Sowjetunion dem Großen Terror zum Opfer fielen", schrieb er.

Die Parteivorsitzende Katja Kipping, die sich mit Nachdruck für die Gedenktafel eingesetzt hatte, wird selbst gemeinsam mit einer Zeitzeugin die Tafel enthüllen. Begleitet wird die Aktion von einer Ausstellung "Ich kam als Gast in Euer Land gereist ...", die sich mit dem Gedenken an die im Sowjetexil verfolgten Antifaschisten befasst. Außerdem ist eine Podiumsdiskussion geplant.

Die im März zunächst vom geschäftsführenden Parteivorstand beschlossene Anbringung der Gedenktafel an der Parteizentrale war von Beginn an umkämpft. Im Juni erzwang der linke Flügel der Partei ein Moratorium, wonach die Tafel vor der Bundestagswahl am 22. September nicht mehr aufgehängt wird. Wortführer dieser Initiative waren damals Hans Modrow, Ex-Ministerpräsident der DDR und Vorsitzender des Ältestenrates der Partei sowie die stellvertretende Vorsitzende von Partei und Fraktion, Sahra Wagenknecht. Sie verlangten eine Diskussion um den Gedenkort und brachten alternativ die Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Friedhof Berlin-Friedrichsfelde ins Spiel.

Nach der Bundestagswahl wurde dann auf einer Parteivorstandssitzung im Oktober nach knapp dreistündiger heftiger Debatte entschieden, die Tafel doch an der Parteizentrale anzubringen. "Ehrendes Gedenken" solle so tausenden von Kommunisten und Antifaschisten erwiesen werden, "die in der Sowjetunion zwischen den 1930er und 1950er Jahren willkürlich verfolgt, entrechtet, in Straflager deportiert, auf Jahrzehnte verbannt und ermordet wurden".

Ellen Brombacher, eine der Wortführerinnen der Kommunistischen Plattform (KPF) in der Linkspartei, gab damals zu Protokoll, "ohne jegliche Berücksichtigung" seien Vorschläge des Ältestenrates, der KPF sowie weiterer Genossinnen und Genossen geblieben, "in breiter Meinungsbildung die Entscheidung über den Ort zu prüfen", und dies "obwohl sich alle darüber bewusst sind, dass Geschichtsfragen in der Linken äußerst sensible sind". In Anspielung an innerparteiliche Diskussionen um "Entschuldigungsgesten" sagte Brombacher nach dem Vorstandsbeschluss mahnend voraus: "Wir werden nun erleben, welche Debatten innerhalb und außerhalb der Partei auf uns zukommen."

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