zum Hauptinhalt

Politik: Nach Milosevics Verhaftung: Dem Diktatorenpaar droht die Todesstrafe

Dem früheren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic droht nach einem Gerichtsverfahren in seiner Heimat möglicherweise die Todesstrafe. Der serbische Innenminister Mihajlovic erklärte am Dienstag in Wien, es gebe Hinweise, dass Milosevic in schwere Verbrechen verwickelt sei, auf die in Jugoslawien die Todesstrafe stehe.

Dem früheren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic droht nach einem Gerichtsverfahren in seiner Heimat möglicherweise die Todesstrafe. Der serbische Innenminister Mihajlovic erklärte am Dienstag in Wien, es gebe Hinweise, dass Milosevic in schwere Verbrechen verwickelt sei, auf die in Jugoslawien die Todesstrafe stehe. Die Ermittlungen würden daher ausgeweitet. Der Ex-Präsident räumte erstmals ein, die blutigen Unruhen in Bosnien und Kroatien angezettelt zu haben.

Mihajlovic sagte, möglicherweise werde sich Milosevic freiwillig dem Kriegsverbrechertribunal der Vereinten Nationen in Den Haag stellen, um der Todesstrafe zu entgehen. Später nannte er diese Aussage einen Scherz. Der serbische Ministerpräsident Djindjic erklärte, Milosevic werde sich wegen Mordvorwürfen verantworten müssen. Dem "Boston Globe", sagte er, der Ex-Präsident werde binnen zweier Monate angeklagt, Morde an seinen persönlichen und politischen Feinden angeordnet zu haben. Auch Milosevics Ehefrau Mirjana werde des Mordes angeklagt.

Zum Thema Online Spezial: Wie geht es weiter mit Milosevic? Djindjic erklärte, der Chef der Geheimpolizei unter Milosevic, Rade Markovic, arbeite mit den Ermittlungsbehörden zusammen und werde die Mordanklage gegen das Ehepaar Milosevic unterstützen. Am Dienstag wurden drei ehemalige Vertraute Milosevics von den Ermittlungsbehörden vernommen. Zwei von ihnen verweigerten die Aussage und verwiesen auf ihre Immunität als Abgeordnete des Parlaments.

Milosevic erklärte in einer Stellungnahme aus seiner Gefängniszelle in Belgrad, er habe den serbischen Kämpfern in Bosnien und Kroatien Geld zukommen lassen, um so Unabhängigkeitsbestrebungen dort zu unterdrücken. "Diese Ausgaben konnten nicht im offiziellen Haushalt auftauchen, weil sie geheim waren", erklärte Milosevic. Er habe den Kauf von Waffen, Munition und anderen Dingen für die bosnischen und kroatischen Serben finanziert.

Milosevic versuchte, das Verschwinden von rund 390 Millionen Dollar (870 Millionen Mark) zu erklären, die er nach Ansicht der Ermittlungsbehörden aus der Staatskasse nahm. Er riskiert mit seiner Aussage jedoch eine weitere Anklage vor dem Haager UN-Tribunal, das ihn auch wegen Anstiftung zu Grausamkeiten in Bosnien und Kroatien vor Gericht stellen könnte. Zurzeit liegt in Den Haag ein Haftbefehl wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor. In Jugoslawien wurde bislang wegen Korruption und Amtsmissbrauch ermittelt. Außerdem soll Milosevic seine Leibwächter angewiesen haben, bei der versuchten Erstürmung seiner Belgrader Villa am vergangenen Wochenende auf Polizisten zu schießen.

Der jugoslawische Präsident Vojislav Kostunica erklärte, für eine Auslieferung habe er nach dem Gesetz keine Befugnis.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false