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Politik: Nach Milosevics Verhaftung: Ex-Chefankläger: "UN-Richter nach Serbien"

Er brachte schon einige Kriegsverbrecher des Balkans vors Haager Gericht: Richard Goldstone, von August 1994 bis September 1996 Chefankläger des UN-Tribunals für Verbrechen im ehemaligen Jugoslawien, bestellte in dieser Zeit rund 75 Männer und Frauen nach Den Haag, denen er Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Kriegsverbrechen oder Völkermord vorwarf. Dabei ging es vor allem um Mord, Vertreibung und Folter während des Bosnien-Krieges (1992 bis 1995).

Er brachte schon einige Kriegsverbrecher des Balkans vors Haager Gericht: Richard Goldstone, von August 1994 bis September 1996 Chefankläger des UN-Tribunals für Verbrechen im ehemaligen Jugoslawien, bestellte in dieser Zeit rund 75 Männer und Frauen nach Den Haag, denen er Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Kriegsverbrechen oder Völkermord vorwarf. Dabei ging es vor allem um Mord, Vertreibung und Folter während des Bosnien-Krieges (1992 bis 1995).

Zum Thema Online Spezial: Wie geht es weiter mit Milosevic? Was rät Goldstone heute den Richtern des UN-Tribunals im Umgang mit Slobodan Milosevic? "Ich habe kein Problem damit, wenn Milosevic in Serbien ein Prozess vor UN-Richtern gemacht würde", sagte er dem Tagesspiegel während eines Besuchs des Aspen-Instituts Berlin. Genau so gut könne er sich ähnlich wie im Lockerbie-Prozess einen Gerichtsort vorstellen, an dem das Verfahren auf neutralem Boden begänne. Dies müsse nicht Den Haag sein. Den Ehrgeiz der neuen serbischen Regierung, die Milosevic zunächst selbst den Prozess machen will, hält der Jurist für legitim: "Dennoch sollte die Regierung den UN-Richtern Zugang gewähren, damit es möglich ist, das Verfahren in Serbien um die Anklagepunkte Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Anstiftung zum Völkermord auszudehnen." Goldstone hält auch die Sicherheit des Angeklagten in Belgrad für gewährleistet. "Es gibt keinen Grund, dass Milosevic zwingend in Den Haag erscheint."

Goldstone war es auch, der die Anklageschriften gegen den bosnischen Serbenführer Karadzic sowie gegen dessen General Mladic formulierte und sich empörte, dass die internationale Gemeinschaft ein Gericht einberufe, aber dessen Haftbefehle nicht ausführe. Und so ging er 1996 auch im Groll zurück in seine Geburtsstadt Johannesburg, wo er schon die politische Gewalt des Apartheid-Regimes am Kap untersucht hatte.

Zu den prominenten Angeklagten in Den Haag gehören Serbiens Präsident Milutinovic und die ehemalige bosnische Serbenpräsidentin Plavsic. Bislang gab es 46 Festnahmen und 19 Urteile.

Claudia Lepping

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