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Die Menge jubelt. Doch allen dürfte klar sein: Macrons Präsidentschaft wird kompliziert.

© dpa/AP Pool/Thomas Samson

Update

Nach Sieg bei der Präsidentschaftswahl: Macron stimmt Frankreich auf schwierige Jahre ein

Marine Le Pen gesteht die Niederlage gegen Macron ein, kündigt gleichzeitig aber Widerstand gegen seine künftige Regierung an. Der designierte Präsident dankt in Paris seinen Unterstützern - und will sein gespaltenes Land wiedervereinen.

Der neu gewählte französische Präsident Emmanuel Macron hat sich optimistisch über die Zukunft seines Landes geäußert. Er sagte der Nachrichtenagentur AFP am Sonntagabend, mit seinem Sieg in der Stichwahl öffne sich "ein neues Kapitel", und zwar das "der Hoffnung und der wiedergewonnenen Zuversicht". Nach ersten Hochrechnungen konnte sich der 39-Jährige in der Stichwahl mit 65,1 bis 65,5 Prozent der Stimmen gegen die rechtspopulistische Kandidatin Marine Len Pen durchsetzen. Die Front-National-Politikerin kam demnach am Sonntag nur auf 34,5 bis 34,9 Prozent.

Le Pen räumte ihre Niederlage bereits wenige Minuten nach Bekanntwerden der Zahlen ein und gratulierte Macron am Telefon. Sie wünsche ihm Erfolg "im übergeordneten Interesse des Landes" und angesichts der "gewaltigen Herausforderungen", sagte Le Pen am Sonntagabend vor Anhängern in Paris. Zugleich begrüßte sie ein "historisches und massives Ergebnis" für ihren Front National und sagte, ihre Partei werde die stärkste Oppositionskraft gegen Macron. Der französische Ministerpräsident Bernard Cazeneuve erklärte, das französische Volk habe entschieden, seinen Platz am Herzen Europas zu wahren.

Zum Auftakt seiner Siegesfeier vor dem Louvre in Paris wählte Macron symbolträchtige Musik: Erst gab es die Europahymne, später dann die Marseillaise. Tausenden jubelnden Anhängern rief Macron dann zu: "Europa und die Welt erwarten von uns, dass wir den Geist der Aufklärung verteidigen." Das beachtliche Wahlergebnis von Marine Le Pen veranlasste ihn zu der Ankündigung, alles zu tun, damit Wähler in Zukunft nicht mehr für den Front National stimmen. Über dessen Wähler sagte er: "Ich respektiere sie. Aber ich werde in den fünf kommenden Jahren alles tun, damit sie keinen Grund mehr haben, für Extreme zu stimmen."

Gabriel ruft zur Unterstützung Macrons auf

Auch die ersten internationalen Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Bundeskanzlerin Merkel würdigte in einem Telefonat vom Sonntagabend Macrons "Eintreten für eine geeinte und weltoffene Europäische Union". Die Entscheidung der französischen Wähler sei "ein klares Bekenntnis zu Europa". Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) rief Deutschland zur tatkräftigen Unterstützung des künftigen französischen Präsidentenauf. Der Sieg des pro-europäischen Kandidaten sei "auch Auftrag an uns in Deutschland", erklärte Gabriel. "Denn Emmanuel Macron muss Erfolg haben - wenn er scheitert, wird Frau Le Pen in fünf Jahren Präsidentin und das europäische Projekt ginge vor die Hunde."

Die Bundesregierung dürfe den politischen Spielraum des reformorientierten Macron nicht durch das Beharren auf eine strikte Sparpolitik einengen, warnte Gabriel. "Deshalb müssen wir jetzt unsere finanzpolitische Orthodoxie aufgeben." Wer Reformen anpacke, dürfe "nicht zeitgleich zu einem strikten Sparkurs gezwungen werden".

Proeuropäische Ausrichtung bringt Macron zahlreiche Glückwünsche ein

Gleichzeitig wertete er dessen Wahlsieg als positives Signal für Europa: "Er hat uns allen gezeigt, dass es möglich ist, den Gegnern Europas und den Nationalisten, den Populisten und denen mit den einfachen Antworten mit klarer Haltung und deutlicher Sprache zu widerstehen. Es lohnt sich, auf Europa zu setzen!" Auch der EVP-Chef im Europa-Parlament, Manfred Weber, sieht im französischen Votum ein Bekenntnis zu Europa: "Es war eine Wahl pro Europa, pro Reformen und pro Zukunft."

Die Spitzen der Europäischen Union gratulierten Macron ebenfalls. Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker schrieb via Twitter auf Französisch, die Franzosen hätten sich für eine europäische Zukunft entschieden und für ein "stärkeres und gerechteres Europa". Ratspräsident Donald Tusk äußert sich ebenfalls via Twitter: "Glückwunsch an das französische Volk, dafür dass es Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit gewählt hat anstatt die Tyrannei der Fake News".

Weitere Glückwünsche erhielt Macron kurz nach dem Wahlsieg auch von der britischen Premierministerin Theresa May. US-Präsident Trump gratulierte in gewohnter Manier per Tweet. Und von Italiens Ministerpräsident Paolo Gentiloni hieß es gar: „Hoch lebe Präsident Macron. Eine Hoffnung geht durch Europa.“

(mm, AFP, dpa, Reuters)

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