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Nach Spesenskandal: Britisches Parlament hat neuen Präsidenten

Nachfolger für den zurückgetretenen Michael Martin: Das britische Unterhaus hat John Bercow von den konservativen Tories zum neuen Parlamentspräsidenten bestimmt.

Der 46-Jährige setzte sich gegen neun Mitbewerber durch, darunter die ehemalige Außenministerin Margaret Beckett. In der letzten Abstimmungsrunde erhielt er 322 der 593 Stimmen.

Bercow ist der 157. "Speaker" im sogenannten House of Commons. Er leitet nun die Sitzungen des Unterhauses und soll zudem die Unabhängigkeit der Kammer vor der Regierung und der Königin verteidigen.

Sein Vorgänger Michael Martin war zurückgetreten, nachdem ihn die Abgeordneten wegen seines Umgangs mit dem Skandal über falsch abgerechnete Spesen massiv kritisiert hatten. Die Delegierten warfen ihm vor, sich transparenteren Abrechnungsregeln verweigert zu haben.

Zudem stand Martin im Verdacht, selbst in die Affäre verwickelt zu sein. Es war das erste Mal seit mehr als 300 Jahren, dass ein Präsident des Unterhauses zu diesem Schritt gezwungen wurde. Der Skandal brachte auch die Labour-Regierung von Premierminister Gordon Brown ins Wanken und führte zu mehreren Ministerrücktritten.

Mit Bercow stellen nun die konservativen Tories erstmals seit 17 Jahren wieder den Parlamentspräsidenten. Er gilt als moderat und als Modernisierer. Viele Abgeordnete sahen in ihm die fortschrittlichere Alternative gegenüber seinen älteren Gegenkandidaten.

Nach seiner Wahl hob er die Notwendigkeit von Reformen hervor. Das Ansehen des Parlaments habe durch den Skandal in der Öffentlichkeit schweren Schaden genommen.

Allerdings ist auch Bercow nicht unumstritten. Einigen Parteifreunden ist er zu jung und unerfahren. Zudem war auch er im Spesenskandal selbst in der Kritik, weil er einen Steuerberater in Rechnung gestellt und keine Kapitalsteuern auf eine Wohnung bezahlt hatte.  

ZEIT ONLINE, rf, dpa, Reuters

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