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Die Handy-Aufnahme von Rakeyia Scott zeigt den Moment nach den tödlichen Schüssen auf ihren Mann Keith Lamont Scott in Charlotte, North Carolina.

© AFP

Nach Todesschüssen in Charlotte: Witwe veröffentlicht Handy-Aufnahme der Auseinandersetzung

Die Witwe des in Charlotte erschossenen Schwarzen hat dramatische Handy-Aufnahmen des Vorfalls veröffentlicht. Darin ruft sie: "Schießt nicht auf ihn" und "Er hat keine Waffe!"

Die Witwe des in der US-Stadt Charlotte erschossenen schwarzen Familienvaters Keith Lamont Scott hat ihre dramatischen Smartphone-Aufnahmen der tödlichen Auseinandersetzung mit der Polizei veröffentlicht. Das Video wurde am Freitag von den Anwälten von Rakeyia Scott an die "New York Times", den Sender NBC News und die Nachrichtenagentur AFP weitergegeben. Die zwei Minuten und 16 Sekunden lange Aufnahme zeigt die Momente um die tödlichen Schüsse.

Rakeyia Scotts Stimme ist auf dem Video wiederholt deutlich zu hören. Sie schreit die Polizisten an: "Schießt nicht auf ihn!" "Er hat keine Waffe!" Dann ruft sie: "Er hat ein TBI (für: Traumatic brain injury, Schädel-Hirn-Trauma), er wird Euch nichts tun!" Mehrere Nachbarn des 43-Jährigen beschrieben ihn als Behinderten, der unter anderem stotterte.

Die Polizisten rufen auf der Aufnahme mehrfach: "Wirf die Waffe weg!" Erneut schaltet sich Rakeyia Scott ein, die ihrem Mann zuruft: "Lass sie nicht die Fenster aufbrechen! Komm aus dem Wagen raus!" Danach ruft sie: "Keith, mach das nicht! Keith, komm aus dem Wagen!"

Seit den tödlichen Schüssen steht die Frage im Raum, ob das Opfer bewaffnet war

Dann sind vier schnell aufeinander folgende Schüsse zu hören. Das Smartphone wurde in dieser Phase weggedreht. Dann ist Scott bäuchlings und reglos auf dem Boden liegend zu sehen. Rakeyia Scott ist außer sich. "Habt ihr ihn erschossen?", ruft sie, noch ungläubig. "Er sollte besser nicht tot sein! Soviel weiß ich, er sollte besser nicht tot sein!"

Seit dem tödlichen Vorfall am Dienstag im US-Bundesstaat North Carolina steht die Frage im Raum, ob Scott bewaffnet war. Nach Polizeiangaben trug der 43-Jährige eine Handfeuerwaffe und stellte eine Bedrohung dar. Nach Angaben seiner Familie und seiner Nachbarn trug Scott ein Buch - keine Waffe - und wollte seinen kleinen Sohn abholen.

Am Freitag wurde die Rufe lauter, die Polizei müsse ihre eigenen Video-Aufnahmen veröffentlichen, die von Kameras an den Uniformen und auf dem Armaturenbrett des Polizeiautos gedreht wurden. Angehörige des Opfers konnten die Video-Aufnahmen der Tat am Donnerstag ansehen. Anwälte der Familie sagten aber, dies habe bei ihnen "mehr Fragen als Antworten" ausgelöst.

Der Anwalt Justin Bamberg sagte dem Sender CNN, auf den Aufnahmen sei keine Schusswaffe zu sehen. Scott sei rückwärts gegangen, als der Schuss auf ihn abgefeuert wurde. "Seine Hände sind neben seinem Körper nach unten gerichtet. Er verhält sich ruhig. Man kann etwas in seiner Hand sehen, aber nicht erkennen, was es ist", sagte Bamberg.

Nach zweitägigen gewalttätigen Protesten hatten die Behörden der Stadt am Donnerstagabend eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Dennoch blieben in der Nacht hunderte Demonstranten auch nach Mitternacht auf den Straßen. Die Polizei hielt sich jedoch zurück und setzte die Ausgangssperre nicht durch. Hunderte Nationalgardisten waren im Einsatz. (AFP)

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