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Update

Nach Tritten gegen Flüchtlinge in Ungarn: Plötzlich die bekannteste Kamerafrau der Welt

Die Mitarbeiterin eines rechten ungarischen TV-Senders hat ein flüchtendes Kind getreten, einem Mann stellte sie ein Bein. Der Sender reagierte. Die Netzgemeinde auch.

Wie wird man mit einer einzigen Körperbewegung überall bekannt? Die ungarische Kamerafrau, die in mehreren Medien als Petra L. identifiziert wurde und die einem Syrer bei seiner Flucht ein Bein stellte, kennt nur wenige Stunden nach ihrer eindeutigen Aktion die ganze Welt. Vor allem über Soziale Netzwerke verbreitete sich die Szene rasant. Auch in arabischen Medien kursieren Bilder und Video-Schnipsel der Ungarin, die nun für das "dunkle Europa" steht.

Was war passiert? Ein Flüchtling, der am Grenzübergang im ungarischen Röszke mit seinem Kind auf dem Arm vor der Polizei flüchtet, stolpert über den absichtlich ausgestreckten Fuß der Kamerafrau und fällt mit dem Kind auf den Boden.

In den von einer anderen Kamera aufgenommenen Bilder ist zu erkennen, wie die Mitarbeiterin des Fernsehsenders N1TV den Flüchtling kühl und spontan zu Fall bringt. Andere Journalisten schreiten zumindest in dem viral verbreiteten Video nicht ein. Auf weiteren Aufnahmen ist zu sehen, wie die Frau Kinder mit dem Fuß tritt, sie schlägt. Immer ist klar: Petra L. tut es bewusst. User in aller Welt empören sich über "so viel Hass".

Nähe zu Jobbik

Die Bilder wurden auch vom Internet-Fernsehsender N1TV verbreitet, der der rechtsextremen ungarischen Partei Jobbik nahe steht. N1TV-Chefredakteur Szabolcs Kisberk schrieb am Dienstag auf der Facebook-Seite des Senders: "Eine N1TV-Kollegen hat sich heute an einem Sammelpunkt (für Flüchtlinge) in Röszke inakzeptabel verhalten." Der Arbeitsvertrag mit der Kamerafrau sei daher mit sofortiger Wirkung beendet worden. Der Sender betrachte die Angelegenheit damit als "abgeschlossen".

Tritt gegen Flüchtlinge: Der Vorfall vom September 2015
Tritt gegen Flüchtlinge: Der Vorfall vom September 2015

© Reuters/Marko Djurica

Jobbik-Politiker heizen seit Wochen ihre Anhänger auf, warnen sie, dass gegen "die Invasion der Flüchtlinge" gekämpft werden müsse. Jobbik-Anhänger demonstrieren im ganzen Land gegen sie "ethnische Beschmutzung Ungarns". Auch Ministerpräsident Viktor Orbàn sagte, dass die Bürger in Ungarn nicht mit den fremden Flüchtlingen zusammenleben wollen würden. Er sprach von einer "Invasion der Muslime".

Mehr als nur ein Bein gestellt

Die Aufnahmen der Kamerafrau waren entstanden, als am Dienstag hunderte wartende Flüchtlinge eine Polizeiabsperrung durchbrachen. Sie stehen für eine Stimmung in Ungarn, die Flüchtlingen feindlich gegenüber steht. Zwar gibt es im Land auch viele Menschen, die Hilfe leisten und sich um die Flüchtlinge kümmern. Eine Mehrheit steht allerdings hinter der Politik von Viktor Orbàn beziehungsweise hinter der Hetze der Rechtsextremen.

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Seit Jahresbeginn sind schon mehr als 165.000 Flüchtlinge nach Ungarn gekommen. Die meisten von ihnen wollen nach Deutschland oder Österreich weiter. Nach ihrer Ankunft in Ungarn müssen die Flüchtlinge aber zunächst stundenlang auf ihre Registrierung warten. Die Lage am Grenzübergang in Röszke an der Grenze zu Serbien ist seit Tagen angespannt. (mit AFP)

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