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NACH 2014: Schlechte Aussichten

Gut zwei Jahre vor dem Abzug aus Afghanistan werden die Prognosen für die Zukunft des Landes immer düsterer. Die Heinrich-Böll-Stiftung will ihre deutsche Büroleiterin in Kabul zum 1.

Gut zwei Jahre vor dem Abzug aus Afghanistan werden die Prognosen für die Zukunft des Landes immer düsterer. Die Heinrich-Böll-Stiftung will ihre deutsche Büroleiterin in Kabul zum 1. Januar 2013 abziehen, weil sie das Risiko für „nicht mehr kalkulierbar“ hält. Die International Crisis Group (ICG) warnte vor einem Kollaps der Regierung. Zwar wies ein Sprecher von Präsident Hamid Karsai dies als „Unsinn“ zurück, doch auch das Internationale Komitee des Roten Kreuz (IKRK) malte ein trauriges Bild der Lage. Der scheidende IKRK-Chef in Afghanistan, Reto Stocker, beklagte eine humanitäre Krise und wachsendes Leid der Menschen. „Seit ich im Jahr 2005 hier ankam, haben sich die lokalen bewaffneten Gruppen stark vermehrt, Zivilisten sind nicht nur zwischen einer, sondern mehreren Frontlinien gefangen, und medizinische Versorgung bei Krankheit oder Verletzung wird zunehmend schwieriger für normale Afghanen“, sagte er.

Die ICG schließt sogar einen Zusammenbruch der Regierung nicht mehr aus. „Es besteht ein reelles Risiko, dass die Regierung in Kabul nach dem Abzug der Nato-Truppen 2014 kollabieren kann“, glaubt ISG-Expertin Candace Rondeaux.

Einst mit großen Zielen und hehren Versprechungen am Hindukusch angetreten, hofft der Westen heute nur noch, dass er das Land so weit stabilisieren kann, dass es nicht völlig im Chaos versinkt. Doch viele Experten fürchten, dass nicht einmal dies gelingt und ein neuer Bürgerkrieg drohen könnte.

Die Nato will bis Ende 2014 einen Großteil ihrer Truppen abziehen – derAbzug hat schon begonnen. An ihrer Stelle sollen die Afghanen nach und nach selbst die Verantwortung übernehmen. Doch in Afghanistan traut kaum jemand den eigenen Sicherheitskräften zu, die Taliban in Schach zu halten, zumal Teile mit den Rebellen sympathisieren. Und eine politische Lösung scheint bisher nicht in Sicht. Landeskenner wie der pakistanische Journalist Ahmed Rashid predigen seit Jahren, dass ohne die Taliban kein Frieden möglich sei. Doch erste Vorgespräche zwischen den USA und den Militanten verliefen im Sande. chm

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