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Politik: Nachbarn in Angst

Die Unruhen in Togo könnten Westafrika weiter destabilisieren – Gefahr droht vor allem Ghana und Benin

Nach dem Ausbruch von Unruhen in Togo sehen sich die Nachbarn des westafrikanischen Landes mit tausenden Flüchtlingen konfrontiert. Bis Montag hatten sich nach Auskunft des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) etwa 16500 Menschen nach Benin und Ghana in Sicherheit gebracht. Einige hätten Schussverletzungen oder Spuren von Prügel, sagte ein UN-Sprecher in Genf. Da Togo lediglich 97 Kilometer breit ist, sind die Grenzen selbst zu Fuß leicht zu erreichen. Lokale Organisationen versorgten die Flüchtlinge mit Lebensmitteln und Gebrauchsgegenständen, hieß es in Genf. In Benin, wo sich derzeit rund 9100 Flüchtlinge aufhalten, richtete das UNHCR provisorische Camps im Grenzgebiet ein.

Aus diplomatischen Kreisen in Benin hieß es, in Cotonou, der Verwaltungshauptstadt des Landes, seien viele Autos mit togoischen Nummernschildern zu sehen. Viele Flüchtlinge seien hier bei Freunden und Verwandten untergekommen. Das Leben in Benin werde durch die Flüchtlingskrise jedoch nicht beeinträchtigt. Lokale Zeitungen in Benin spekulieren allerdings seit Tagen über mögliche Auswirkungen des Konflikts auf die Region. „Le Point au quotidien“ warnte, die Situation in Togo könne gravierende Folgen für die politische Stabilität der Nachbarstaaten haben. Dies gilt besonders für Ghana. Das Land gilt zwar als relativ stabile Demokratie, doch es liegt nunmehr zwischen zwei Krisenländern: Togo im Osten und Elfenbeinküste im Westen. Auch von dort sind viele Flüchtlinge ins Land gekommen. Benin hat im Osten mit Nigeria ebenfalls einen weiteren wenig stabilen Nachbarn.

Laut UNHCR berichten viele Flüchtlinge aus Togo über Einschüchterungen von Seiten der Sicherheitskräfte in ihrer Heimat. Die Unruhen begannen, nachdem vor einer Woche der Sohn des verstorbenen Staatschefs Gnassingbé Eyadema, Faure Gnassingbé, zum Sieger der Präsidentschaftswahl erklärt worden war. Die Opposition spricht von massiver Wahlfälschung. Es gab mindestens 30 Tote. Vom Regierungslager wird zudem eine antideutsche Stimmung geschürt, weil Berlin als oppositionsfreundlich gilt. Unbekannte brannten in der Nacht zum Freitag das Goethe-Institut nieder. Der deutsche Botschafter wurde in Flugblättern als Nazi beschimpft. Die meisten der rund 300 in Togo lebenden Deutschen verließen das Land am Wochenende.

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