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Ein besonderer politischer Kopf: Philipp Mißfelder ist tot.

© Sven Hoppe/dpa

Nachruf auf Philipp Mißfelder: Ein menschlicher Politiker und guter Freund

Er hat sich engagiert, nicht nur in der CDU. Jetzt ist Philipp Mißfelder im Alter von 35 Jahren überraschend gestorben. Ein Nachruf.

Gibt es Freundschaften, die an Parteigrenzen nicht enden? Gibt es Menschen in der Politik? Es gibt sie. Philipp Mißfelder war ein Mensch. Er war mein Freund, auch über große Meinungsverschiedenheiten hinweg. In der Nacht zum Montag ist er im Alter von 35 Jahren überraschend verstorben. Als Sozialdemokrat wie als Mensch empfinde ich eine tiefe Trauer.

Philipp Mißfelder und ich haben über Jahre hinweg parallel die beiden größten parteilichen Jugendorganisationen Deutschlands geführt. Philipp war die Gerechtigkeit unter den Generationen stets ein besonderes politisches Anliegen – mir war dieser Generationendiskurs zu sehr von Solidarität und sozialer Gerechtigkeit entrückt.

Kritischer Dialog

Und so haben wir uns in dieser Zeit zum Teil heftige politische Gefechte geliefert. Und doch: Die Sachlichkeit der Debatte, das Hinterfragen der eigenen Position auch im kritischen Dialog mit seiner CDU hat Mißfelder ausgezeichnet. Das persönliche zugeneigte Gespräch, das politisch sein konnte, aber eben nicht musste, das war Philipps Stärke.

Ich erinnere mich an die vielen guten Begegnungen, wo wir unsere Parteien umkrempelten, an das Live-Aid-Konzert, weil ihm der Kampf gegen Armut am Herzen lag, oder an Sarah Kuttners Show, bei der er sich noch schnell vor der Aufzeichnung ein jugendliches Polo-Hemd statt des Anzugs zulegte. Seine Offenheit über Parteigrenzen hinweg brachte ihm nicht nur Zuneigung ein, war ihm aber fast unbedacht wichtig.

Auf ihn war Verlass

Zuvorderst war da der Mensch und Freund. Wir haben uns miteinander über Erfolge gefreut, haben uns gemeinsam aufgebaut, wenn es nicht gut lief. Auch über längere Phasen des Sich-aus-den-Augen-Verlierens konnte man sich auf seine Freundschaft verlassen. Ohne dass er dafür etwas zurückverlangte.

Mir war dieses Zugehen über die Parteigrenze hinweg anfangs fremd, doch ihm war es ernst. Wir haben uns gemeinsam gefreut über unsere Hochzeiten, über die Geburt unserer Kinder, über die Familien. Seine Frau und seine Kinder waren ihm sehr wichtig. Möge ihnen dies helfen, über den immensen Schmerz hinwegzukommen. Ich zünde eine Kerze für Euch an.

Björn Böhning war von 2004 bis 2007 Bundesvorsitzender der Jusos und ist heute Chef der Berliner Senatskanzlei.
Björn Böhning war von 2004 bis 2007 Bundesvorsitzender der Jusos und ist heute Chef der Berliner Senatskanzlei.

© Imago

Mit Philipp Mißfelder geht von uns ein Talent, ein Hoffnungsträger seiner Partei, ein tatkräftiger Außenpolitiker und Brückenbauer, ein politischer Mensch, der auch menschlicher Politiker war. Grenzen überwindend, auch bei sich selbst.

Philipp, mögest Du von wunderbaren Mächten treu und still umgeben sein, die Deinen behütet und getröstet wunderbar; wir wollen des Vergangenen gedenken. Und mit Dir gehen in ein neues Jahr.

Der Autor des Nachrufs war von 2004 bis 2007 Bundesvorsitzender der Jusos und ist heute Chef der Berliner Senatskanzlei.

Björn Böhning

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