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Israelische Truppen an der Grenze zum Libanon.

© AFP

Naher Osten: Vier Tote bei Kämpfen zwischen Israel und Libanon

Ein Feuergefecht mit vier Toten an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon schürt die Furcht vor einem neuen Krieg im Nahen Osten. Nach Stunden flauten die Kämpfe ab. Es war der schwerwiegendste Zwischenfall seit dem Libanonkrieg im Sommer 2006.

Vier Jahre nach dem Libanonkrieg sind die Spannungen mit Israel erneut auf gefährliche Weise eskaliert. Bei heftigen Kämpfen an der gemeinsamen Grenze wurden am Dienstag drei Libanesen und ein israelischer Reserveoffizier getötet. Ein israelischer Hauptmann erlitt zudem lebensgefährliche Verletzungen, wie die Armee mitteilte. Die stundenlangen Gefechte, bei denen Israel nach Angaben aus Beirut auch Kampfhubschrauber und Artillerie einsetzte, flauten im Tagesverlauf wieder ab. Es waren die schwersten Kämpfe zwischen den beiden Nachbarländern seit dem Sommerkrieg 2006. Auf libanesischer Seite starben zwei Soldaten und ein Journalist.

Der Weltsicherheitsrat in New York rief beiden Seiten zu "größtmöglicher Zurückhaltung" auf. Israel und der Libanon sollten Maßnahmen ergreifen, um eine weitere Eskalation zu verhindern, sagte der amtierende Ratsvorsitzende, der russische UN-Botschafter Witali Tschurkin. "Die Mitglieder des Sicherheitsrats haben beide Seiten aufgefordert, an der UN-Resolution 1701 festzuhalten." Mit der Resolution war der Libanonkrieg 2006 beendet worden. Auch die Bundesregierung zeigte sich besorgt. Alles müsse getan werden, "um die Bemühungen um Frieden und Ausgleich in der Region nicht zu gefährden", sagte Außenminister Guido Westerwelle in Berlin.

Auslöser des Libanonkriegs war 2006 die Verschleppung zweier israelischer Soldaten durch die radikal-islamische Hisbollah. Eine direkte Konfrontation Israels und der libanesischen Armee an der gemeinsamen Grenze - wie am Dienstag geschehen - ist sehr ungewöhnlich. Meist ist nur Hisbollah an derartigen Scharmützeln beteiligt.

Gefällter Baum provozierte womöglich Feuergefecht

Von beiden Seiten gab es widersprüchliche Berichte über den Auslöser der neuen Gewalt. Nach Darstellung Beiruts soll eine israelische Einheit nahe dem Ort Adisseh auf libanesisches Gebiet vorgedrungen sein, um dort im Feuerschutz eines Panzers einen Baum zu fällen. Die libanesischen Streitkräfte hätten Warnschüsse abgegeben, worauf die Israelis gezielt zurückgeschossen hätten.

Ein israelischer Armeesprecher entgegnete, die israelischen Soldaten seien zuerst beschossen worden, obwohl sie die Grenzlinie nicht überschritten hätten. Israels Militär warf der libanesischen Armee "gezielte Provokation" vor. Routinearbeiten an der Grenze seien mit der UN-Militärmission im Libanon (Unifil) abgesprochen gewesen. Nach Augenzeugenberichten dauerten die Kämpfe vier Stunden. Am Nachmittag stellte sich demnach in Adisseh wieder Ruhe ein. Geflüchtete Bewohner kehrten wieder zurück.

Bei den Gefechten wurde ein Haus in Adisseh von einer israelischen Panzergranate getroffen. Ein Journalist der Tageszeitung "Al-Akhbar", die der Hisbollah nahesteht, wurde getötet. Ein Reporter des Fernsehsenders Al-Manar erlitt Verletzungen.

Gegenseitige Schuldzuweisungen

Der libanesische Präsident Michel Suleiman verurteilte die israelische Militäraktion als "Verstoß" gegen die zum Ende des Libanon-Kriegs 2006 erlassene UN-Resolution 1701. Der libanesische Ministerpräsident Saad Hariri, der in Italien im Urlaub weilte, warf Israel "Aggression" und "Verletzung der Souveränität des Libanons" vor. Das israelische Außenministerium teilte mit, man sehe den Vorfall seinerseits als "klaren Verstoß" gegen die UN-Resolution 1701.

Israel betrachte die libanesische Regierung als verantwortlich für den Zwischenfall und warnte vor "Konsequenzen", sollten die Verstöße sich wiederholen. Unifil rief beide Seiten zur Mäßigung auf. "Unsere Friedenssoldaten versuchen die Ruhe in der betroffenen Region wiederherzustellen, denn das ist unsere Hauptaufgabe", erklärte der Unifil-Sprecher Neeraj Singh in Beirut.

Nach dem tödlichen Gefecht an der israelisch-libanesischen Grenze hat die Hisbollah-Miliz Israel bei weiteren Zwischenfällen mit Gewalt gedroht. Sollte die libanesische Armee erneut angegriffen werden, werde die Hisbollah nicht tatenlos zusehen, sagte Anführer Hassan Nasrallah am Dienstag in einer Rede vor tausenden Anhängern im Süden von Beirut. „Wir werden die israelische Hand abhacken, die nach der libanesischen Armee greift. „ Gleichzeitig lobte Nasrallah den „Mut“ und die „Tapferkeit“ der libanesischen Soldaten. (AFP/dpa)

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