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Nahost: 500.000 Palästinenser fliehen nach Ägypten

Die desaströsen Zustände in Gaza treiben viele Palästinenser über die Grenze nach Ägypten. Viele wollen dort Lebensmittel und Kleidung kaufen - manche wollen nicht zurückkehren.

Nachdem die ägyptischen Sicherheitskräfte am Freitag mit dem Versuch gescheitert waren, die Grenze bei Rafah zu schließen, strömten erneut Tausende von Palästinensern in das Nachbarland. Viele wollten dort Lebensmittel, Kleidung, Zigaretten und Hygieneartikel kaufen. Die Palästinenser ignorierten die Aufforderungen der ägyptischen Führung, in den Gazastreifen zurückzukehren. Die ägyptische Polizei hat offensichtlich alle Bemühungen aufgegeben, den Ansturm zu stoppen. Die Grenze zwischen Ägypten und dem Gazastreifen ist seit Mittwoch offen, nachdem Mitglieder der radikal-islamischen Hamas 17 Löcher in die Sperranlage gesprengt hatten. Mehr als eine halbe Million Palästinenser haben seitdem die Grenze überquert. Zuvor hatte Israel wegen des fortwährenden Beschusses mit Raketen aus dem Gazastreifen die 1,5 Millionen Palästinenser dort mit der Schließung aller Grenzübergänge von der Außenwelt abgeschnitten.

Israels Militär fürchtet Anschläge

Aus Angst vor Anschlägen hat die israelische Armee Zivilisten den Zugang zum Grenzgebiet zu Ägypten verboten. Alle Touristenattraktionen und Wanderwege wurden geschlossen. Das Militär forderte die Israelis dazu auf, sich von dem Gebiet im Süden des Landes fernzuhalten, um nicht Opfer von palästinensischen Attentätern zu werden.

Israel hatte bereits am Freitag die Straße entlang seiner mehrere hundert Kilometer langen Grenze zu Ägypten gesperrt. Auch riefen die Behörden alle Israelis zur Heimkehr auf, die sich auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel aufhielten.

Kein UN-Erklärung

In New York konnte sich der UN-Sicherheitsrat unterdessen erneut nicht auf eine gemeinsame Erklärung zu der Lage im Gazastreifen einigen. Nach einer Reihe von Änderungen durch die USA blockierte zuletzt Libyen den Entwurf. UN-Botschafter Giadalla Ettalhi sagte, er müsse den Text erst seiner Regierung in Tripolis vorlegen.

Der Rat hatte seine Dringlichkeitssitzung seit Dienstag wiederholt vertagt, nachdem keine Einigung über einen ersten Entwurf zustandegekommen war. Mit Ausnahme der USA waren sich zunächst alle Ratsmitglieder einig, zu einem Ende der Blockade des Gazastreifens durch Israel und einem Stopp der Raketenangriffe auf Süd-Israel aufzurufen. Aus Sicht der USA verteidigt sich Israel mit der Blockade selbst. In dem neuen Text wird Israel nur noch aufgefordert, die Konsequenzen seiner Blockade für die Zivilbevölkerung zu "begrenzen". Washingtons stellvertretender UN-Botschafter Alejandro Wolff nannte den neuen Entwurf  "ausgewogen". Er bedauerte, dass sich Libyen dem Votum der anderen Ratsmitglieder nicht anschließen wollte. (ae/dpa)

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