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Polizisten führen bei einer Razzia gegen Islamisten am 04.02.2016 in Berlin einen mit einem Tuch verdeckten Verdächtigen ab. Alle Verdächtigen stammen aus Algerien.

© dpa

Nahost-Expertin Isabelle Werenfels: "Algerien hat eine Tradition des Terrors"

Mit Razzien in drei Bundesländern haben die Behörden möglicherweise einen Anschlag in Deutschland vereitelt. Der Einsatz richtete sich gegen vier Algerier. Algerien hat eine Tradition islamistischen Terrors.

Algerien hat nach Angaben der Nahost-Expertin Isabelle Werenfels eine lange Tradition bewaffneter islamistischer Zellen im Untergrund. „Die ersten Gruppen, die gegen das Regime gekämpft haben, gab es bereits Ende der 1980er Jahre“, sagte die Expertin mit Blick auf die am Donnerstag bei Razzien festgenommenen terrorverdächtigen Algerier.

Als sich während der Wahl in Algerien im Dezember 1991 ein Sieg der Islamisten abzeichnete, brach die Armee die Wahl ab - ein Bürgerkrieg war die Folge. „Da haben sich dann zahlreiche islamistische Gruppen gebildet“, sagte Werenfels, die für die Stiftung Wissenschaft und Politik arbeitet.

Anschläge von Algeriern im Ausland sind eher neues Phänomen

Dass sich Anschlagsplanungen ins Ausland verlagern - worauf es im aktuellen Fall Hinweise gibt - sei relativ neu. „Die Gruppen haben jahrzehntelang gegen das eigene Regime gekämpft“, sagte Werenfels. Die Gruppe Al-Qaida im islamischen Maghreb sorge mit Anschlägen in der Region immer wieder für Schlagzeilen.

Durch die IS-Ideologie sei es aber zu einer langsamen Internationalisierung des Dschihadismus gekommen - man konzentriere sich auch auf den „fernen Feind“. Allerdings gab es laut Werenfels keine große Rekrutierungswelle in Algerien. „Das liegt auch daran, dass es dort bereits Gruppen gab, denen man sich anschließen konnte.“

Viele algerische IS-Kämpfer hätten sich stattdessen in Syrien oder Libyen dem sogenannten "Islamischen Staat" angeschlossen. „Die waren schon vorher islamistisch, aber lange nicht so radikal.“ Aufgrund der Geschichte Algeriens gebe es einen „Know-How-Export“ in Sachen Terror.

Bei Razzien in drei Bundesländern hatte die Polizei mehrere Islamisten festgenommen, die ein Attentat geplant haben sollen. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wurde der Hauptverdächtige, ein 35-jähriger Algerier, am Donnerstagmorgen in Attendorn im Sauerland festgenommen. (dpa)

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