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Politik: Nahost: Feindbilder aus dem Klassenzimmer

Lamis Alami hört die Anschuldigung nicht zum ersten Mal. Die Leiterin der Schulen des UN-Flüchtlingswerks für die Palästinenser (UNRWA) in der West-Bank weist den am Wochenende in deutschen Medien erhobenen Vorwurf jedoch zurück, ihre Institution erarbeite Schulbücher, die anti-jüdische Botschaften enthalten.

Lamis Alami hört die Anschuldigung nicht zum ersten Mal. Die Leiterin der Schulen des UN-Flüchtlingswerks für die Palästinenser (UNRWA) in der West-Bank weist den am Wochenende in deutschen Medien erhobenen Vorwurf jedoch zurück, ihre Institution erarbeite Schulbücher, die anti-jüdische Botschaften enthalten. "Wir haben gar keine eigenen Schulbücher", erklärt sie, "wir müssen entsprechend unserem Statut jeweils die Schulbücher der Gastländer benutzen."

So lernen die Kinder in den Flüchtlingslagern in Libanon mit libanesischen Schulbüchern, in Jordanien folgen sie dem jordanischen Curriculum ebenso wie in der West-Bank, das bis 1967 zu Jordanien gehörte. Im Gaza-Streifen dagegen, der bis 1967 von Kairo aus verwaltet wurde, wird noch mit ägyptischem Lehrmaterial unterrichtet. Die UNWRA hat zu diesen Schulbüchern Ergänzungsmaterialien erarbeitet, die zu Toleranz und Gewaltfreiheit erziehen sollen.

Eigene palästinensische Schulbücher gibt es erst seit dem vergangenen Schuljahr für die Klassen eins und sechs. Die in den deutschen Medien genannten Beispiele anti-jüdischer Hatz stammen aus Büchern der Klassen neun und zehn, die noch nicht mit den neuen Materialien arbeiten.

Angestoßen hatte die Debatte im vergangenen Jahr die amerikanische Nichtregierungsorganisation "Center for Monitoring the Impact of Peace" (CMIP) mit einer kritischen Studie über die Schulbücher in Palästina. Das CMIP räumt zwar ein, dass in den neuen Büchern Israel nicht mehr als "Feind" bezeichnet wird, bemängelt aber weiterhin, dass durch Karten, auf denen Israels Grenzen nicht eingezeichnet sind, das Existenzrecht Israels weiterhin in Frage gestellt würde. Dies erklärt Omar Abdul Hommos vom Bildungsministerium damit, dass man nicht aktuellen Verhandlungen vorgreifen wolle.

Auch Ruth Firer hat in ihrer vom israelischen Truman-Institut für die Verbreitung des Friedens finanzierten Studie weiterhin Mängel in palästinensischen Schulbüchern ausgemacht. Aber sie bescheinigt den neuen palästinensischen Lehrbüchern der Klasse eins und sechs, dass sie weitaus weniger negative Stereotypen über Juden und Israelis enthalten als die bisher in Palästina verwendeten Bücher aus Jordanien und Ägypten.

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