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Politik: Nahost-Friedensverhandlungen: Nun geht es um Jerusalem - Barak bietet in Camp David Autonomie für palästinensischen Ostteil an

Israelische und palästinensische Unterhändler haben bei dem Dreiergipfel im amerikanischen Camp David mit Verhandlungen über die Zukunft von Jerusalem begonnen. Dies berichteten am Donnerstag israelische Medien übereinstimmend.

Israelische und palästinensische Unterhändler haben bei dem Dreiergipfel im amerikanischen Camp David mit Verhandlungen über die Zukunft von Jerusalem begonnen. Dies berichteten am Donnerstag israelische Medien übereinstimmend. Nach Angaben der gewöhnlich gut informierten Tageszeitung "Haaretz" hat Israels Ministerpräsident Ehud Barak einen Kompromissvorschlag vorbereitet, der den Forderungen der Palästinenser entgegen kommen soll. Danach soll der arabische Ostteil der Stadt weitgehende Selbstverwaltung erhalten, sagte der israelische Sicherheitsexperte Joseph Alpher dem Blatt. "Alles, was Jerusalem betrifft, liegt jetzt auf dem (Verhandlungs)-Tisch", sagte er.

Israel, so hies es in der Zeitung weiter, möchte die Grenzen Jerusalems auf die großen jüdischen Siedlungen Maale Adumim und Givat Seev im Westjordanland ausweiten. Dafür würde es aber einige Siedlungen des arabischen Ost-Jerusalems unter palästinensische Hoheit stellen, um damit den palästinensischen Anspruch auf Ost- Jerusalem als künftiger Hauptstadt ihres Staates zu erfüllen. Gegenwärtig entsteht in Abu Dis, am Ostrand Jerusalems, bereits das palästinensische Parlament. Abu Dis gehört zwar zum Bezirk Jerusalem, liegt jedoch nicht in den Stadtgrenzen.

Barak besteht darauf, dass Jerusalem die ungeteilte Hauptstadt Israels bleibt, während die Palästinenser zumindest den Ostteil der Stadt und die historische Altstadt von "Al Kuds" (die Heilige) für sich beanspruchen. Die palästinensische Sprecherin Hanan Aschrawi sagte am Mittwoch dem US-Nachrichtensender CNN, es spreche grundsätzlich nichts dagegen, dass Jerusalem ungeteilt bleibe und von beiden Völkern als gemeinsame Hauptstadt genutzt werde. Untragbar sei jedoch, dass der arabische Ostteil der Stadt "weiter unter der Herrschaft von Besatzern" bleibe.

Der israelische Kabinettsminister Chaim Ramon schlug am Mittwoch vor, eine endgültige Entscheidung über den Status von Jerusalem angesichts der kaum zu vereinbarenden Forderungen beider Seiten "um fünf bis sechs Jahre zu verschieben." Der Minister, der zu den engsten politischen vertrauten Baraks zählt, bestätigte erstmals, dass Israel in Camp David einen Gebietstausch vorschlagen werde, um der palästinensischen Forderung nach einem vollständigen Abzug Israels aus den besetzten Gebieten entgegen zu kommen. Danach würde Israel den Palästinensern bestimmte israelische Gebiete an der gemeinsamen Grenze im Tausch gegen die jüdischen Siedlungen im Westjordanland überlassen.

Der PLO-Vertreter in Deutschland, Frangi, sagte, er hoffe, dass "wir jetzt in Camp David eine Lösung bekommen, die für beide Seiten befriedigend ist". Er räumte jedoch ein, dass der Verhandlungsspielraum gering sei. Arafat sei bereits zahlreiche Kompromisse eingegangen: Er wolle sich damit begnügen, einen Palästinenserstaat auszurufen, der aus einem Viertel des eigentlichen Gebietes von Palästina bestehe.

"Dieses Nachgeben hat eine Grenze erreicht, wo es wehtun wird", sagte Frangi. Er habe jedoch das Gefühl, "dass Ministerpräsident Barak nicht weniger entschlossen ist als Arafat, einen Frieden für Israel und für die Region mitzugestalten".

Wie der Sprecher des Weißen Hauses, Joe Lockhart, mitteilte, begann US-Präsident Bill Clinton den zweiten Gipfeltag mit einem Spaziergang auf dem Gelände des Wochenend-Domizils. Nach einem Treffen mit seinen Beratern führte er dann erneut bilaterale Gespräche mit dem israelischen Ministerpräsidenten Ehud Barak und Palästinenserchef Arafat. Parallel dazu traf sich der US-Beauftragte für den Nahen Osten, Dennis Ross, mit den Delegationen beider Seiten.

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