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Nahost: Gefechte in Nordlibanon flammen wieder auf

Die libanesische Armee und Kämpfer der islamistischen Gruppierung Fatah al Islam haben sich am dritten Tag in Folge Kämpfe geliefert. Die militanten Islamisten drohen mit einem Kampf bis zum "letzten Bluttropfen".

Nahr al Bared - Wie in den Tagen zuvor flammten die Gefechte rund um das Flüchtlingslager Nahr al Barad nahe der nordlibanesischen Küstenstadt Tripoli auf. Die libanesische Armee feuerte mit Panzern und Artillerie auf Stellungen der islamistischen Kämpfer in dem Camp.

Hoffnungen auf einen Waffenstillstand erfüllten sich damit zunächst nicht. Die Fatah al Islam drohte damit, bis zum "letzten Bluttropfen" zu kämpfen, wenn die Armee ihre Angriffe fortsetze. Ein libanesischer Regierungsvertreter hatte am Montagabend mitgeteilt, die Armee sei zu einer Feuerpause bereit, wenn die Fatah al Islam die Angriffe gegen ihre Soldaten einstelle. Die Konfliktparteien verhandelten nach Angaben von Teilnehmern unter Vermittlung der sunnitischen Organisation Dschamaa Islamija.

Die libanesische Armee werde nicht schießen, wenn sie nicht mehr angegriffen werde, sagte der Regierungsvertreter noch am Abend. Seit Beginn der Kämpfe - der schwersten seit Ende des Bürgerkrieges 1990 - um das palästinensische Flüchtlingslager Nahr al Bared starben seit dem Wochenende 58 Menschen, allein am Montag neun palästinensische Zivilisten. Drei libanesische Soldaten wurden an einem Eingang zum Lager bei einem Angriff islamistischer Kämpfer getötet. Das in der Nähe der Stadt Tripoli gelegene Lager war von libanesischen Soldaten in Militärfahrzeugen umstellt. Am Montagabend beruhigte sich die Lage zunächst, nur noch vereinzelt waren Schüsse zu hören.

Das UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) forderte mit Blick auf die desaströse humanitäre Situation in dem Lager einen baldigen Waffenstillstand. Nach Inkrafttreten der Feuerpause könne das Hilfswerk Wasser und Lebensmittel liefern und sich um den Abtransport von Toten und Verletzten kümmern, sagte der UNRWA-Direktor im Libanon, Richard Cook. Die Stromversorgung in Nahr al Bared war nach Angaben des palästinensischen Roten Kreuzes völlig zusammengebrochen. In dem Flüchtlingslager leben rund 31.000 Menschen.

Erneut Bombenanschlag in Beirut

In Beirut wurden bei einem Bombenanschlag mindestens zehn Menschen verletzt. Nach Polizeiangaben explodierte ein unter einem Fahrzeug versteckter Sprengsatz vor einem Einkaufszentrum im westlichen Viertel Verdun. Zahlreiche Autos wurden zerstört, ein Stockwerk des Einkaufszentrums geriet in Flammen, die Fassaden von zwei weiteren Gebäuden wurden schwer beschädigt. Das elegante Stadtviertel Verdun wird überwiegend von Muslimen bewohnt. Am Sonntag hatte es bei der Explosion einer Bombe im mehrheitlich christlichen Viertel Aschrafije einen Toten und zehn Verletzte gegeben.

Der UN-Botschafter im Libanon, Terje Roed-Larsen, warnte vor einem völligen Zusammenbruch des Landes. Auch Saudi-Arabien und Kuwait riefen zu Maßnahmen für eine Stabilisierung Libanons auf. Die USA hingegen begrüßten das bisherige Vorgehen der Armee gegen die "terroristische" Fatah al Islam. Die libanesischen Truppen erledigten eine "bewundernswerte Arbeit" in einer schwierigen Situation, sagte Außenamtssprecher Sean McCormack.

Unruhen in Zusammenhang mit Beratungen des UN-Sicherheitsrats?

Syrien brachte die Kämpfe in Zusammenhang mit dem geplanten internationalen Tribunal zur Untersuchung des Mordanschlags auf Libanons früheren Regierungschef Rafik Hariri. Kurz vor jeder Beratung des UN-Sicherheitsrats über die Krise im Libanon gebe es regelmäßig Unruhen, sagte der syrische UN-Botschafter Baschar Dschaafari. Damit werde versucht, den Sicherheitsrat unter Druck zu setzen, sagte Dschaafari ohne weitere Erläuterungen. Eine mögliche Verbindung zwischen Syrien und der Fatah al Islam wies er zurück.

Hariri war im Februar 2005 bei einem Bombenanschlag in Beirut getötet worden, als der Libanon weitgehend von Syrien kontrolliert wurde. Damaskus wies mehrfach Vorwürfe zurück, in den Anschlag verwickelt gewesen zu sein. (tso/AFP)

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