zum Hauptinhalt

Politik: Nahost-Gipfel: Palästinenser empfangen Arafat nach Camp David als Helden

Einen Tag nach dem gescheiterten Nahost-Gipfel von Camp David ist der befürchtete Ausbruch neuer Gewalt in der Region ausgeblieben. Während Palästinenserführer Jassir Arafat am Mittwoch in Gaza mit Jubel begrüßt wurde, sah sich Israels Ministerpräsident Ehud Barak mit der weiter ungelösten Regierungskrise konfrontiert.

Einen Tag nach dem gescheiterten Nahost-Gipfel von Camp David ist der befürchtete Ausbruch neuer Gewalt in der Region ausgeblieben. Während Palästinenserführer Jassir Arafat am Mittwoch in Gaza mit Jubel begrüßt wurde, sah sich Israels Ministerpräsident Ehud Barak mit der weiter ungelösten Regierungskrise konfrontiert. Mehrere bisherige Koalitionspolitiker weigerten sich nach israelischen Rundfunkberichten, an einem Empfang zur Rückkehr Baraks am Nachmittag teilzunehmen.

In Jerusalem waren politische Vertraute Baraks bemüht, neue Koalitionspartner für dessen Minderheitsregierung zu finden. Barak selbst führte bereits auf dem Heimweg vom Flugzeug aus Gespräche mit Vertretern der Parteien, die für eine Koalition in Frage kommen.

Der Ministerpräsident hatte unmittelbar vor Beginn des Friedensgipfels in den USA seine Mehrheit im Parlament verloren. Drei Parteien, darunter die ultraorthodoxe Schas-Partei, verließen die Regierung, weil ihnen Baraks Politik gegenüber den Palästinensern zu weit ging. Alle Parteien stellten inzwischen Bedingungen für eine Rückkehr in die Regierung. Der Vorsitzende der rechten Likud-Partei, Ariel Scharon, lehnte eine große Koalition mit Barak ab und forderte stattdessen baldmöglichst Neuwahlen.

Palästinenserführer Arafat wurde am Nachmittag am neuen Flughafen von Gaza von seinem gesamten Kabinett und PLO-Funktionären begrüßt. Tausende Anhänger feierten ihn. Arafat hatte auf dem Rückflug aus den USA in Kairo einen Zwischenstopp eingelegt, um Ägyptens Präsident Husni Mubarak über den Gipfel zu informieren. Arafat sagte nach der Ankunft: "Ich möchte, dass alle (Palästinenser) ihren Kampf fortsetzen, bis wir in Jerusalem, der ewigen Hauptstadt Palästinas beten können."

Bei den meisten Palästinensern, vor allem aber bei den radikalen Gruppen Hamas und Islamischer Dschihad, fand Arafat Zustimmung für seine Entscheidung, den Gipfel wegen des Streits um den Status Jerusalems und das Rückkehrrecht von Exil-Palästinensern in ihre Heimat platzen zu lassen. Alle palästinensischen Politiker wiesen Israel die Schuld am Scheitern des Gipfels zu. Der Gründer der radikal-islamischen Hamas-Organisation, Scheich Ahmed Jassin, rief erneut zum "Heiligen Krieg" gegen Israel auf. In mehreren Städten des Westjordanlands und in Ost-Jerusalem kam es am Mittwoch zu Demonstrationen gegen Israel. In den arabischen Nachbarländern wurde Arafats harte Haltung begrüßt und Israels "mangelnde Kompromissbereitschaft" gegeißelt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false