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Politik: Nahost-Gipfel: "Unterstützung für Intifada"

"Es gab keine Entführung in der Schweiz oder sonstwo in Europa. Er kam via Brüssel mit einem falschen Pass in den Libanon.

"Es gab keine Entführung in der Schweiz oder sonstwo in Europa. Er kam via Brüssel mit einem falschen Pass in den Libanon." Scheich Hassan Nasrallah, Generalsekretär von Hisbollah, hat die nunmehr vierte Entführung eines Israelis auf libanesischem Boden innerhalb einer Woche unter anderem mit der "moralischen Unterstützung der palästinensischen Intifada" gerechtfertigt. Nasrallah zufolge habe der 54-jährige Reserveoberst Elhanan Tannenbaum in Brüssel einen Hisbollah-Aktivisten für den Mossad anwerben wollen. Dieser sei zum Schein auf das Spiel eingegangen und habe den Mann in den Libanon gelockt.

Genauere Details mochte Nasrallah noch nicht preisgeben, diese seien "Teil des Handels", den die Hisbollah offensichtlich anstrebt: Freilassung der insgesamt 19 libanesischen Islamisten in israelischen Gefängnissen gegen die vier israelischen Geiseln, unter Vermittlung der Uno. Dies hatte Nasrallah schon am Vortag angedeutet, als er Tannenbaums Verschleppung zum ersten Mal erwähnte, auf einem Kongress islamistischer Organisationen, an dem auch Ramadan Abdallah Challah, Chef des "Islamischen Jihad in Palästina", sowie der Vorsitzende des politischen Büros von Hamas, Khaled Mochaal, teilnahmen.

Zusammenarbeit der Islamisten

Die gute Zusammenarbeit der nahöstlichen Islamisten wird auch dadurch illustriert, dass neuerdings die Fahne von Hisbollah mit ihrem Logo, der stilisierten Kalaschnikow, auf den Demonstrationen in Ramallah und im Gaza-Streifen zu sehen ist. Von palästinensischer Seite wurde die Hisbollah eine umfangreiche Liste palästinensischer Häftlinge in Israel übergeben - ob diese auch "Teil des Handels" werden sollen, bleibt abzuwarten. Auf israelischer Seite machte Ephraim Sneh, stellvertretender Verteidigungsminister, unmissverständlich klar, dass er insbesondere Libanons "Schutzmacht" Syrien, aber auch den Iran "verantwortlich hält für Aktionen, die im Libanon vorbereitet und organisiert werden".

Libanons noch amtierender Premierminister Selim El Hoss, auch er gehörte zu den Eingeladenen des Kongresses, erklärte unterdessen, dass er von der ganzen Sache nichts wusste und rief statt dessen Israel auf, die noch verbliebenen Libanesen freizulassen. An der Grenze zwischen Libanon und Israel blieb es bislang ruhig - zum ersten Male wurde den palästinensischen Steinewerfern, die zuvor für Provokationen gesorgt hatten, der Zugang zur Grenze untersagt.

Birgit Bogler

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