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Politik: Nahost: Israel erklärt Arafat zum Feind

Mit einem massiven Panzervorstoß nach Ramallah hat Israel Palästinenserpräsident Arafat in eine bedrohliche Lage gebracht. Ministerpräsident Scharon erklärte Arafat offiziell zum Feind und ließ seinen Amtssitz in Ramallah mit Panzern beschießen.

Mit einem massiven Panzervorstoß nach Ramallah hat Israel Palästinenserpräsident Arafat in eine bedrohliche Lage gebracht. Ministerpräsident Scharon erklärte Arafat offiziell zum Feind und ließ seinen Amtssitz in Ramallah mit Panzern beschießen. Zusätzlich verschärft wurde die Situation durch einen Selbstmordanschlag in Jerusalem, bei dem drei Menschen getötet wurden. Zusammen mit seinen engsten Beratern verschanzte sich der PLO-Chef in einem fensterlosen Raum, ein Maschinengewehr in Griffweite auf dem Tisch. Der Weltsicherheitsrat kam zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen.

Soldaten drangen in die Gebäude ein und lieferten sich Häuserkämpfe mit Arafats Verteidigern. Arafat bat um internationale Hilfe. "Sie wollen mich verhaften oder ins Exil schicken oder töten", sagte er. "Möge Gott uns zu Märtyrern machen." Erstmals seit 1973 machte die israelische Armee mobil. Mehr als 20 Panzer besetzten das weiträumige Gelände von Arafats Amtssitz. Gegen Abend wurden die Stromversorgung für den Komplex und die Telefonleitungen abgeschaltet. Bei heftigen Kämpfen mit Arafats Sicherheitstruppe wurde ein Palästinenser getötet, 25 wurden verletzt. In den Straßen von Ramallah wurden vier Palästinenser erschossen. Auf israelischer Seite kam nach Militärangaben ein Soldat ums Leben. Scharon teilte nach einer nächtlichen Marathonsitzung seines Kabinetts mit, die Regierung habe beschlossen, Arafat völlig zu isolieren. Er begründete die Entscheidung mit der jüngsten Anschlagsserie. Verteidigungsminister Ben Elieser erklärte, es gebe nicht die Absicht, Arafat physischen Schaden zuzufügen. US-Vermittler Zinni bleibt vorerst in der Region.

In einem Einkaufszentrum im Jerusalemer Arbeiterviertel Kirjat Jowel riss eine 16-jährige Palästinenserin zwei Menschen mit sich in den Tod. Zu dem Anschlag bekannten sich die Al-Aksa-Brigaden. Damit kamen bei Terrorakten gegen Israel innerhalb von drei Tagen 30 Menschen ums Leben.

Zum Thema Online Spezial: Nahost Fotostrecke: Nahost zwischen Krieg und Friedensplänen Teilnehmer des arabischen Gipfels in Beirut werteten die israelische Offensive als Ablehnung ihrer Friedensinitiative. Der ägyptische Außenminister Maher sagte, Scharon habe mit einer "törichten Kriegsbotschaft" auf das Angebot der Arabischen Liga geantwortet. Die Organisation von 21 Staaten und der palästinensischen Autonomiebehörde bot Israel einen Friedensvertrag und normale Beziehungen mit allen arabischen Ländern an, wenn im Gegenzug alle 1967 besetzten Gebiete geräumt und ein palästinensischer Staat mit Ostjerusalem als Hauptstadt errichtet wird. Die USA begrüßten die Initiative ebenso wie Israels Außenminister Peres. Der saudiarabische Kronprinz Abdullah, der sich zuletzt um eine Friedenslösung bemühte, sagte, er habe von den USA die Zusicherung erhalten, dass Arafat persönlich nichts geschehe.

Israels Botschafter in Deutschland, Stein, sagte, die europäischen Staaten hätten nicht dazu beigetragen, "Arafat ein klares Signal der Unzufriedenheit zu geben". Israel habe gehofft, dass die USA und Europa von dem Palästinenserchef verlangen würden, den Terror zu zerschlagen. "Nun müssen wir das selbst tun. Die Diplomatie ist vorläufig auf Eis gelegt."

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