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Nahost-Konflikt: Auf der Flucht vor der Gewalt

Eine Woche nach Beginn der israelischen Militäroffensive wird die Lage im Libanon immer dramatischer. Rund eine halbe Million Menschen ist in die Flucht getrieben worden.

Beirut - Das teilte die Uno am Mittwoch mit. Am bisher blutigsten Tag der Offensive starben im Libanon nach Behördenangaben mindestens 55 Zivilisten. Die israelische Luftwaffe bombardierte das Zentrum von Beirut. Beim Vorstoß von Bodentruppen im Südlibanon lieferten sich Soldaten Kämpfe mit Milizionären der Hisbollah. Dabei starben zwei Israelis. Zehntausende Ausländer, darunter tausende Deutsche, verließen das Land oder warteten auf ihre Ausreise.

Israel schoss von Kanonenbooten und Flugzeugen aus Bomben und Raketen auf Ziele im Süden, Osten und Norden des Libanon. Die meisten Todesopfer wurden unter den Trümmern ihrer Häuser begraben, wie die Polizei mitteilte. Erstmals griffen israelische Hubschrauber auch das christliche Viertel Aschrafieh im Zentrum von Beirut an. Unter den Anwohnern brach Panik aus. Insgesamt tötete Israels Armee binnen einer Woche 310 Menschen im Libanon, darunter 280 Zivilisten. Rund 650 Menschen wurden verletzt. Im Gazastreifen wurden beim israelischen Vorstoß in ein Flüchtlingslager sieben Palästinenser getötet und 70 weitere verletzt.

Die Hisbollah griff auch am Mittwoch mehrere Städte in Nordisrael mit dutzenden Raketen an. In Nazareth kamen nach Polizeiangaben drei israelische Araber, darunter zwei Kinder, ums Leben. Weitere 20 Menschen wurden verletzt. Nazareth liegt rund 40 Kilometer von der Grenze zum Libanon entfernt. In Haifa wurden zwei Menschen von Raketen verletzt. Damit starben seit Beginn der israelischen Offensive am Mittwoch vergangener Woche 16 israelische Zivilisten durch Raketenbeschuss aus dem Libanon. Bei den Zusammenstößen im Südlibanon starben nach Armeeangaben zwei israelische Soldaten. Auf israelischer Seite wurden bislang 13 Zivilisten und 14 Soldaten getötet.

Verletzte können nicht transportiert werden

Rund 500.000 Menschen seien auf der Flucht, teilten Weltgesundheitsorganisation WHO und UN-Kinderhilfswerk Unicef mit. Das wäre etwa jeder zehnte Einwohner des Libanon. Unicef nannte die Lage der Flüchtlinge "alarmierend". Nötig seien sichere Korridore, durch die sie das Land verlassen könnten. Vor allem der Süden des Landes sei weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten. In Beirut und Umgebung hätten bis zu 40.000 Menschen Zuflucht in Schulen und Parks gesucht. Verletzte könnten wegen der Bomben und der vielen zerstörten Straßen nicht transportiert werden.

Auch am Mittwoch strömten tausende Flüchtlinge auf dem Landweg nach Syrien oder mit dem Schiff auf die rund 160 Kilometer entfernte Insel Zypern. In Zypern kamen rund 20 Schiffe mit Flüchtlingen an. Rund 2300 Deutsche verließen am Mittwoch den Libanon, die meisten in Bussen nach Syrien. Die USA wollen Soldaten in den Libanon entsenden, um bis zu 25.000 ihrer Bürger aus dem Land zu bringen. Schätzungen zufolge haben bisher bereits 13.000 Menschen das Land verlassen.

Solana fordert sofortiges Ende des "Blutbads"

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) kritisierte, die Tötung zahlreicher Zivilisten werfe die Frage auf, ob die Kampfhandlungen angemessen seien. Der EU-Außenbeauftragte Javier Solana forderte bei einem Besuch in Jerusalem das sofortige Ende des "Blutbads im Libanon". Libanons Ministerpräsident Fuad Siniora warf der internationalen Gemeinschaft vor, "nicht alles in ihrer Macht stehende" zu tun, um die Gewalt zu beenden. (tso/AFP)

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