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Politik: Nahost-Konflikt: Bereitschaft am Neujahrstag

Bei neuen Kämpfen in den palästinensischen Autonomiegebieten haben israelische Soldaten auf eine Gruppe von Steine werfenden Kindern gefeuert und fünf verletzt. Ein Junge erlitt einen Kopfschuss.

Bei neuen Kämpfen in den palästinensischen Autonomiegebieten haben israelische Soldaten auf eine Gruppe von Steine werfenden Kindern gefeuert und fünf verletzt. Ein Junge erlitt einen Kopfschuss. Ein Palästinenser wurde bei Gefechten im Gazastreifen getötet, zwei in den Vortagen verwundete Männer erlagen ihren Verletzungen. In Ramallah im Westjordanland beschoss ein israelischer Panzer unter anderem einen Kindergarten. Mit scharfen Sicherheitsmaßnahmen rüstete Israel sich unterdessen gegen befürchtete Anschläge zum jüdischen Neujahrsfest.

Palästinenserpräsident Jassir Arafat wies am Montag seine Sicherheitskräfte offiziell an, die vor drei Monaten mit Israel vereinbarte Waffenruhe zwischen beiden Seiten zu verwirklichen. In einer Botschaft an das israelische Volk aus Anlass des jüdischen Neujahrsfests schrieb Arafat, er "hoffe, dass diese Gelegenheit zum Beginn einer neuen Ära des Friedens und der Sicherheit für das israelische und palästinensische Volk und die Menschen in der Region" werde.

Alle israelischen Polizisten sind am Neujahrsfest, das von Montagabend bis Mittwochabend dauert, im Dienst. Auch bei der Grenzwacht herrscht Bereitschaft und viele Soldaten müssen auf den Feiertagsurlaub verzichten. Schon seit einiger Zeit warnten die Sicherheitsexperten vor einem rapiden Ansteigen der Gewaltakte im Hinblick auf den ersten Jahrestag des Beginns der "Al Akza-Intifada" Ende des Monats.

"Hamas" und "Islamischer Jihad" müssen damit rechnen, dass Jassir Arafat auf massiven amerikanischen Druck und um in die Anti-Terror-Koalition aufgenommen zu werden, schon sehr bald energisch gegen sie vorgehen könnte, Verhaftungen vornehmen und Infrastrukturen zerstören lassen wird.

Zusätzlich zur Terror-Angst kommt auch die Furcht vor Raketenangriffen. Unzählige Israelis haben bereits ihre eingelagerten Gasmasken samt dazugehörigen Serum-Spritzen hervorgeholt und nachgeprüft, ob alles noch gebrauchsfähig ist.

Auslöser für die Furcht war ein einziges von US-Präsident George W.Bush ausgesprochenes Wort: "Staaten". Amerika werde nicht nur die Terroristen selbst attackieren, sondern auch Staaten, die ihnen Hilfe und Unterschlupf gewähren. Hätte Bush "Staat" gesagt, so wäre damit nur Afghanistan gemeint gewesen, bei "Staaten" schlossen die Israelis sofort auf den Irak als Nummer zwei, und erinnerten sich an die 39 irakischen Scud-Raketen, die im Golfkrieg 1991 auf ihr Land niedergingen, obwohl es nicht ins Kriegsgeschehen eingegriffen hatte.

Das größte Massenblatt "Yedioth Ahronoth" lässt unter der Titel-Schlagzeile "Die Gasmaksen herausholen?" mehrere Experten zu Wort kommen, die ihrerseits allesamt ein düsteres Bild zeichnen. Professor Amazia Baram, führender Irak-Spezialist, der als Einziger vor dem Golfkrieg 1991 vor der Möglichkeit irakischer Raketenangriffe gewarnt hatte, ist nun gar überzeugt, dass "Saddam diesmal aufs Ganze geht".

Werde der Irak von den USA und ihrer Koalition angegriffen, so sei die erste Reaktion von Saddam Hussein, Israel mit Scud-Raketen anzugreifen, wobei diese ballistischen Raketen diesmal wohl auch mit unkonventionellen Sprengköpfen, also biologischen und chemischen ausgerüstet sein könnten.

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