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Nahost-Konflikt: Israel greift Innenstadt von Beirut an

Die israelische Luftwaffe hat erstmals auch die Innenstadt von Beirut angegriffen. Berichte über Tote oder Verletzte liegen bislang nicht vor.

Beirut - Die Armee habe auf einen Lastwagen geschossen, der auf einem Parkplatz im Christenviertel Aschrafije gestanden hatte, teilte die libanesische Polizei am Mittwoch mit. Der Lastwagen sei zerstört worden. Bislang hatte Israel nur Ziele in der Umgebung von Beirut angegriffen, nicht aber in der Innenstadt.

Zuvor waren bei einem nächtlichen Angriff der israelischen Luftwaffe im Südlibanon mindestens 21 Zivilisten ums Leben gekommen. Weitere 30 Menschen wurden verletzt, als die israelische Armee in der kleinen Ortschaft Srifa angriff, wie die Polizei am Mittwochmorgen mitteilte. Einwohner hatten zuvor von «dutzenden Toten» gesprochen. «Man kann sie nicht zählen», sagte ein Augenzeuge. Es habe Stunden gedauert, bis Rettungskräfte eingetroffen seien.

Israel habe zwischen 1.00 und 3.00 Uhr morgens mit Kampfflugzeugen und Hubschraubern ein Viertel im Ortskern angegriffen und teilweise zerstört, sagte der Einwohner weiter. Die Bombenangriffe hätten tiefe Krater in die Straßen gerissen; in dutzenden Häusern seien die Scheiben zerborsten, fast überall brenne es. Der Polizei zufolge wurden zehn Häuser zerstört.

Unterdessen berichten Zeitungen, die israelischen Angriffe auf den Libanon seien mit der US-Regierung abgesprochen. Washington habe Israel grünes Licht für die Bombardierungen gegeben, bis die Infrastruktur der militanten Hisbollah-Bewegung zerstört sei, berichtete die britische Tageszeitung «The Guardian» am Mittwoch unter Berufung auf britische und weitere europäische Diplomaten. Um zu verhindern, dass der Konflikt außer Kontrolle gerate, sei aber eine Frist gesetzt worden.

Rice will sich für Pufferzone einsetzen

Die US-Zeitung «The New York Times» berichtete, Israel und die Vereinigten Staaten hätten vereinbart, dass die Bombardierung von Hisbollah-Zielen noch eine zweite Woche dauern sollten. Anschließend solle US-Außenministerin Condoleezza Rice in die Region reisen, um sich für die Einrichtung einer 19 Kilometer breiten Pufferzone im Südlibanon einzusetzen. Im Gegenzug habe Israel auf die komplette Entwaffnung der Hisbollah als Bedingung für ein Ende seiner Angriffe verzichtet.

Der libanesische Ministerpräsident Fuad Siniora warf der Weltgemeinschaft in der «New York Times» vor, «nicht alles zu tun, um Israel an weiteren Angriffen auf den Libanon zu hindern». Israel verstehe diese Haltung als «grünes Licht» für seine Bombardierungen. Es begehe ein «Massaker an libanesischen Zivilisten» und zerstöre «alles, was für das Überleben des Libanon wichtig ist».

Unter dem Eindruck anhaltender Kämpfe wurden am Dienstag wieder hunderte Ausländer aus dem Libanon gebracht. In Düsseldorf trafen 320 Deutsche ein, die am Montag von Beirut über den Landweg nach Syrien gereist und von dort ausgeflogen worden waren. Am Mittwoch sollte der nächste deutsche Konvoi aus Beirut starten.

UN ziehen Teil ihrer Mitarbeiter ab

Bislang verließen 660 Bundesbürger den Libanon, 400 weitere Plätze zur Ausreise würden vorbereitet, sagte Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) dem ZDF. Insgesamt flohen etwa 2000 Menschen auch aus Frankreich, Italien, Russland, Spanien und den Niederlanden per Schiff oder in Buskonvois. Zahlreiche Länder arbeiteten fieberhaft an der Ausreise ihrer Landsleute aus dem Libanon. Großbritannien will nach Angaben von Premierminister Tony Blair bis Ende der Woche 5000 Briten ausfliegen lassen. Auch die Vereinten Nationen teilten mit, dass sie einen Teil ihrer Mitarbeiter abziehen wollen. Für die Uno arbeiten 600 internationale Mitarbeiter und 1200 örtliche Angestellte im Libanon. (tso/AFP)

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