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Politik: Nahost-Konflikt: Schwere Kämpfe in der Umgebung Jerusalems

Die israelische Armee hat am Montag den palästinensischen Ort Beit Dschalla im Westjordanland abgeriegelt, von dem aus tags zuvor ein jüdischer Vorort von Jerusalem mit Maschinengewehren beschossen worden war. Israelische Soldaten erwiderten das Feuer, Kampfhubschrauber feuerten Raketen und zerstörten eine Fabrik in Beit Dschalla.

Die israelische Armee hat am Montag den palästinensischen Ort Beit Dschalla im Westjordanland abgeriegelt, von dem aus tags zuvor ein jüdischer Vorort von Jerusalem mit Maschinengewehren beschossen worden war. Israelische Soldaten erwiderten das Feuer, Kampfhubschrauber feuerten Raketen und zerstörten eine Fabrik in Beit Dschalla. Hunderte Menschen flohen. Die Zahl der Toten in den vierwöchigen Auseinandersetzungen stieg indes auf 123. Zwei Jugendliche erlagen im Krankenhaus von Nablus ihren Verletzungen.

"Ich denke, wir können es nicht hinnehmen, wenn sie (die Palästinenser) ein normales Leben auf israelischer Seite unmöglich machen", sagte Israels Generalstabschef Generalleutnant Schaul Mofas im Militärrundfunk zur Begründung für die harte Antwort seiner Truppen auf die palästinensischen Angriffe. Beit Dschalla sei abgeriegelt worden, damit militante Palästinenser nicht in den Ort vordringen, so Mofas.

Der jüdische Vorort Gilo wurde schon wiederholt beschossen. Am Sonntag waren auch Straßen betroffen, die bislang verschont geblieben waren. Es wurde zwar niemand verletzt, 16 Wohnungen wurden aber getroffen. Nach Militärangaben wurde die Zivilbevölkerung in Beit Dschalla vor dem Gegenangriff gewarnt. Am Montag sperrte Israels Armee erneut den Palästinenser-Flughafen in Gaza.

Mit ungewöhnlich scharfen Worten reagierte unterdessen Palästinenser-Präsident Jassir Arafat auf die Ankündigung von Israels Ministerpräsident Ehud Barak einer "Auszeit" für den Nahost-Friedensprozess. Der palästinensische Staat werde kommen, ob mit oder ohne Baraks Zustimmung. Ein Sprecher Baraks betonte, Israel sei zur Wiederaufnahme der Friedensgespräche bereit, "aber nicht unter Feuer, nicht unter Drohungen und nicht im Schatten der Gewalt".

US-Präsident Bill Clinton sprach am Sonntag in einem viertelstündigen Telefongespräch mit Barak über die Zuspitzung der Lage. Clinton habe dabei zugesichert, er fühle sich weiter verpflichtet, gemeinsam mit Israelis und Palästinensern die "volle Umsetzung" der Waffenstillstandsvereinbarungen von Scharm el Scheich zu erreichen und letztlich den Friedensprozess wieder auf Kurs zu bringen, hieß es in Washington.

Russlands Außenminister Igor Iwanow hat Israel und Palästinenser zur Einhaltung bestehender UN-Resolutionen aufgerufen. Eine Lösung des Nahost-Konfliktes sei möglich, wenn diese "strikt respektiert" würden, sagte Iwanow am Sonntag dem staatlichen Fernsehsender ORT. Daher müsse Israel sich von allen 1967 eroberten Gebieten zurückziehen. Dies bedeute auch, dass sich damit alle Staaten in der Region auf Sicherheitsgarantien berufen könnten. Russland habe durch seine guten Kontakte zu arabischen Staaten und zu Israel darüber hinaus eine "einzigartige Position" in dem Prozess.

Israels Regierungschef Ehud Barak und der Rechtspolitiker Ariel Scharon haben am Montagnachmittag unterdessen keine Einigung über die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit erzielt. Die Verhandlungen sollten aber binnen 30 Stunden fortgesetzt werden, sagte ein Sprecher des Likud-Blocks, Ofir Akunis. Delegationsvertreter warfen Regierungschef Ehud Barak vor, den Likud-Block bei der Machtverteilung nicht genügend berücksichtigt zu haben.

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