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Politik: Nahost-Konflikt: Werben um Putin

Angesichts der dramatischen Entwicklungen im Konflikt mit Israel will Jassir Arafat offenbar nicht warten, bis feststeht, wer in den USA sein neuer Ansprechpartner wird. Daher schwebt der Palästinenserchef heute erneut in Moskau ein, wo er Wladimir Putin ein weiteres Mal dazu drängen dürfte, sich aktiver in den Friedensprozess im Nahen Osten einzubringen.

Angesichts der dramatischen Entwicklungen im Konflikt mit Israel will Jassir Arafat offenbar nicht warten, bis feststeht, wer in den USA sein neuer Ansprechpartner wird. Daher schwebt der Palästinenserchef heute erneut in Moskau ein, wo er Wladimir Putin ein weiteres Mal dazu drängen dürfte, sich aktiver in den Friedensprozess im Nahen Osten einzubringen. Die Chancen dafür stehen 50 zu 50.

Zwar hat das postkommunistische Russland im Nahen Osten momentan erheblich weniger Einfluss als seinerzeit die Sowjetdiplomaten. Das liegt zum einen an dem Generationswechsel an den Schaltstellen der Macht in vielen arabischen Staaten, zum anderen an der erzwungenen Zurückhaltung Moskauer Geheimdienste, die nur noch sporadisch Kontakt mit extremistischen Organisationen, wie Hisbollah, Fatah und Islamischer Heiliger Krieg, haben.

Auch Moskaus Verhältnis zu Israel ist inzwischen anders. Vor allem aus innenpolitischen Gründen. Tel Aviv unterstützt Russlands harte Linie gegen tschetschenische Terroristen. Trotz eindeutig pro-palästinensischer Erklärungen der Duma kann Jassir Arafat daher nicht hoffen, Moskau hundertprozentig vor seinen Karren zu spannen, wie dies bei den beiden Kriegen 1967 und 1973 und während der Intifada in den achtziger Jahren der Fall war.

Schlimmer noch: Putin weiß, dass Russland als Vermittler für Arafat nur zweite Wahl ist und, sobald die Machtfrage in Washington geklärt ist, erneut dort Recht suchen wird. Der neue Herr des Weißen Hauses aber dürfte aus Prestigegründen noch weniger als Bill Clinton bereit sein, die Friedenspalme mit irgendjemanden zu teilen.

Der Kreml ebensowenig. Moskau, seit dem Zerfall der Union vom Komplex der Zweitklassigkeit traumatisiert, beansprucht bei globalem Krisenmanagement eine führende Rolle. Es tut sich extrem schwer bei dem Teamwork mit Partnern wie der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten, denen es sich unterlegen fühlt. Daran vor allem scheiterte letztendlich auch Russlands Teilnahme am Krisengipfel in Scharm el Scheich Ende Oktober.

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