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Politik: Nahost: Risse in der Freundschaft

Die Haltung des US-Außenministers Colin Powell bei seiner Reise in die arabische Welt wird nicht nur entscheidend für den Nahost-Konflikt sein, sondern auch für die saudisch-amerikanischen Beziehungen. Denn die israelische Militäroffensive gegen die Palästinenser hat auch die saudische Führung in eine prekäre Lage gebracht.

Die Haltung des US-Außenministers Colin Powell bei seiner Reise in die arabische Welt wird nicht nur entscheidend für den Nahost-Konflikt sein, sondern auch für die saudisch-amerikanischen Beziehungen. Denn die israelische Militäroffensive gegen die Palästinenser hat auch die saudische Führung in eine prekäre Lage gebracht. Der Druck in Saudi-Arabien, die engen Beziehungen zu den Vereinigten Staaten zu überdenken, wächst täglich. Washington wird von der islamischen Opposition und in der Presse, die eher offizielle Sichtweisen präsentiert, mitverantwortlich gemacht für das brutale Vorgehen der israelischen Armee gegen die Palästinenser.

Am Sonntag hatten 21 saudische Schriftsteller und Intellektuelle Kronprinz Abdallah dazu aufgerufen, "die Beziehungen zu Amerika zu überprüfen". Sie erinnerten den De-facto-Herrscher des Landes daran, dass sein verstorbener Bruder, König Faisal, "die Ölwaffe gegen jene benutzt hat, die nur die Starken respektieren". Proteste gegen die israelische Politik wurden von der saudischen Regierung kurzerhand verboten, nachdem am vergangenen Montag bei einer Kundgebung in Skaka amerikanische und israelische Flaggen verbrannt worden waren.

Zum Thema Online Spezial: Nahost Fotostrecke: Der Nahe Osten zwischen Krieg und Friedensplänen Umfrage: Gehören Arafat und Scharon in den Ruhestand? Damit steht Kronprinz Abdallah unter extremem Druck und wird dies dem US-Außenminister in seiner unverblümten Art auch sagen. Denn Abdallah hatte sich sicher von seiner Friedensinitiative, die beim Gipfel in Beirut verabschiedet wurde, erhofft, dass die USA mehr Druck auf Israel ausüben werden. Die Vorschläge waren auch als ein Zeichen an die USA gedacht, dass die arabische Welt zu konstruktiver Politik bereit ist, wenn die Gegenseite mitmacht. Stattdessen ließen die USA den israelischen Premierminister Ariel Scharon die größte Militäroffensive gegen die Palästinenser seit den Oslo-Verträgen starten.

Damit geht die Achterbahnfahrt in den saudisch-amerikanischen Beziehungen weiter. So hatte Kronprinz Abdallah im vergangenen Frühsommer einen Besuch in den USA aus Protest gegen die einseitige Unterstützung Israels abgesagt. Die Beziehungen ständen an einem "Scheideweg", soll der Präsident Bush damals geschrieben haben. Nach den Anschlägen vom 11. September war in der amerikanischen Presse eine Kampagne gegen Saudi-Arabien los getreten worden, dem man die Unterstützung des islamischen Terrorismus vorwarf. Der Besuch von US-Vizepräsident Dick Cheney und der Friedensplan Abdallahs schien dann die Wogen geglättet zu haben.

Allerdings haben die USA laut "Washington Times" vom Montag detaillierte Pläne ausgearbeitet, ihre Prinz-Sultan-Kommandobasis in Saudi-Arabien nach Qatar zu verlegen. Saudi-Arabien hatte den Amerikanern im Krieg gegen Irak und Afghanistan jeweils Auflagen zur Nutzung der Militärbasis erteilt. Qatar hat nach Angaben der Zeitung eine unbeschränkte Nutzung in Aussicht gestellt. 2000 US-Soldaten sollen bereits auf dem Al-Udeid-Stützpunkt stationiert sein. Die amerikanisch-saudischen Beziehungen stehen wohl wirklich an einem "Scheideweg".

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