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Nahost: Waffenruhe beginnt

Nach 33 Tagen erbitterter Kämpfe ist am Morgen die von der UNO geforderte Waffenruhe zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah in Kraft getreten. Israels Armee begann damit, Teile der Truppen aus dem Libanon abzuziehen.

Beirut/Jerusalem - Kurz nach Inkrafttreten der Waffenruhe haben die israelischen Truppen mit ihrem Abzug aus dem Libanon begonnen. Die Zahl der Abgezogenen sei noch begrenzt, teilte ein israelischer Militärsprecher mit. Ihre Luft- und Seeblockade im Libanon will die Armee aber vorerst aufrecht erhalten. Dies gelte, bis es einen Kontrollmechanismus gebe, um illegale Waffenlieferungen an die schiitische Hisbollah-Miliz zu kontrollieren, hieß es.

In den Stunden vor Beginn der Waffenruhe hatten sich die Kämpfe intensiviert: Die israelische Luftwaffe flog in der Nacht schwere Bombenangriffe auf Ziele im Südlibanon, in Beirut und der Bekaa-Ebene. Die Hisbollah feuerte erneut Raketen auf Israel ab. Beide Seiten nutzten die letzten Stunden vor der Waffenruhe für eine Demonstration der Stärke. Insgesamt wurden am Sonntag nach libanesischen Angaben 42 Menschen bei israelischen Angriffen getötet.

Noch am Montagmorgen nahm die israelische Armee die Umgebung um die südlibanesischen Städte Tyrus und Chiam unter schweres Artilleriefeuer und Granatenbeschuss. Die verstärkten israelischen Angriffe wurden als Versuch gewertet, vor der Waffenruhe vollendete Tatsachen zu schaffen und der Hisbollah möglichst schweren Schaden zuzufügen. Am Sonntag starben fünf Soldaten in den Kämpfen, am Vortag waren es 24, mehr als je zuvor seit Beginn des Einsatzes am 12. Juli. Unter den Getöteten war der Sohn des Schriftstellers David Grossman, der zu den prominentesten Kritikern der Libanon-Offensive zählt.

Die Hisbollah feuerte am Sonntag die Rekordzahl von 250 Raketen auf Israel; im Verlauf des Konflikts schoss sie etwa 4000 Raketen ab. Am Montagmorgen wurde in Haifa und anderen Städten im Norden Israels weniger als eine Stunde vor der Waffenruhe erneut Raketenalarm ausgelöst.

Israel fordert "Auflösung" der Hisbollah

Offen blieb, ob die Waffenruhe angesichts der politischen Spannungen lange Bestand haben wird. Die israelische und die libanesische Regierung erklärten sich am Sonntag bereit, die Vereinbarung mit der UNO zu respektieren. Allerdings blieben viele Fragen ungelöst. Israels Außenministerin Zippi Livni forderte, die Hisbollah müsse "nicht nur entwaffnet, sondern aufgelöst" werden. Dies gehe aus UN-Resolution 1701 hervor. Die Hisbollah weigerte sich am Sonntag strikt, ihre Waffen abzugeben. Die israelische Armee warnte vor jeglicher Verletzung der ab Montagmorgen geltenden Waffenruhe. Am Montagmorgen warf die Luftwaffe über Beirut und Südlibanon Flugblätter ab, in der sie mit neuen Angiffen drohte, "wenn die Terroroperationen weitergehen". Luftabwehrbatterien der libanesischen Armee eröffneten das Feuer auf die Kampfjets.

Laut UN-Resolution soll sich Israel nach Beginn der Waffenruhe aus dem Südlibanon zurückziehen; die Kontrolle über das Gebiet sollen ausländische Einheiten unter UN-Befehl und libanesische Truppen übernehmen. Ein Termin für die Stationierung stand noch nicht fest. Nach Regierungsangaben aus Beirut erklärten sich Italien, Spanien, die Türkei, Marokko, Indonesien und Malaysia bereit, Soldaten für die UN-Truppe zur Verfügung zu stellen. In Israels Medien wurde der Einsatz als größte israelische Bodenoffensive seit dem Jom-Kippur-Krieg von 1973 bezeichnet. Zuletzt waren bis zu 30.000 Soldaten im Einsatz, die bis zum Fluss Litani vorstießen. Offiziellen Angaben zufolge wurden im Verlauf der Kämpfe mehr als 1100 Libanesen und 150 Israelis getötet. Fast eine Million Libanesen wurde zu Flüchtlingen. (tso/AFP)

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