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Politik: Nahost: Zuckerbrot und Peitsche für das arabische Lager

"Saddam Hussein spielt gegenüber den Arabern, seinen Nachbarn, aber auch gegenüber anderen Staaten den Santa Claus", bemerkt ironisch ein in der Region stationierter westlicher Diplomat über Iraks Herrscher. Er verteile seine Gaben oder halte sie zurück, je nach Verhalten der potenziellen Empfänger.

"Saddam Hussein spielt gegenüber den Arabern, seinen Nachbarn, aber auch gegenüber anderen Staaten den Santa Claus", bemerkt ironisch ein in der Region stationierter westlicher Diplomat über Iraks Herrscher. Er verteile seine Gaben oder halte sie zurück, je nach Verhalten der potenziellen Empfänger. "Er bringt damit arabische Regierungen immer stärker in seine Abhängigkeit", bringt es der Diplomat auf den Punkt.

So haben die Palästinenser Iraks Diktator längst zum Champion ihrer Intifada - ihres Aufstandes gegenüber Israel - erkoren. "Erhebt euch, meine Lieben. Wir sind bereit, für euch alles zu opfern", rief Saddam im Juli aus. Solch klare verbale Unterstützung erhalten die Palästinenser von anderen arabischen Regime selten. Doch Saddam begnügt sich nicht mit Worten. Mit mehr als sechs Millionen Dollar hat er bisher Familien von Palästinensern unterstützt, die in der einjährigen Intifada Tote zu beklagen haben. Und er versprach von den durch die Vereinten Nationen verwalteten Öl-Erträgen des Landes den Palästinensern 915 Millionen Dollar zu spendieren.

Angesichts der großen Sympathien für den Kampf der Palästinenser in der arabischen Welt macht es Saddams Unterstützung der Intifada den arabischen Führern fast unmöglich, ihn länger zu isolieren. Darin, so sind sich Beobachter einig, liegt das Hauptmotiv für die Großzügigkeit des Irakers.

Auch in anderen Bereichen hat der Herrscher am Tigris Erfolge erzielt. Saddam ist heute stärker denn je zuvor. Er baute die Handelsbeziehungen zu zahlreichen arabischen Staaten aus, die mit ökonomischen Problemen kämpfen und im irakischen Markt ein Tor zu ihrer eigenen Rettung sehen. So gelang es ihm im Juni durch massiven Druck auf die Nachbarn, amerikanisch-britische Pläne für ein neues Sanktionsregime, das gezielt die irakische Regierung - und nicht länger die Bevölkerung - treffen solle, zu Fall zu bringen. Es folgte Ende August der erste Besuch eines syrischen Premiers seit 20 Jahren.

Diese Aussöhnung stärkt die beiden Nachbarn nicht nur ökonomisch, sondern auch politisch in einer kritischen Phase. Anfang August sprach gar Saudi-Arabiens stellvertretender Ministerpräsident, Prinz Sultan bin Abd el Aziz, die Bereitschaft des Königreiches zur Wiederannäherung an den Irak aus. Ägypten hatte 1991 neben Saudi-Arabien die arabische Kriegsallianz gegen den Irak angführt.

Birgit Cerha

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