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Nahostkonflikt: Israel fordert Hilfe von Deutschland

Die israelische Regierung hat Deutschland und die EU aufgefordert, bei der Freilassung der israelischen Soldaten zu helfen. US-Außenministerin Condoleezza Rice will kommende Woche ins Krisengebiet reisen.

Beirut/Berlin - Der Sprecher des israelischen Außenministeriums, Jigal Palmor, forderte sowohl Deutschland als auch die Europäische Union auf, bei der Freilassung der entführten israelischen Soldaten mitzuhelfen. «Die Offiziellen aus Deutschland haben bereits eine konstruktive Rolle gespielt bei der Lösung von Geiselnahmen, bei einzelnen Vorfällen, wo Soldaten entführt wurden», sagte Palmor am Donnerstag im ZDF. «Es ist jetzt die Zeit, wo die gleichen Funktionäre aus Deutschland wieder tätig werden könnten.» Der Eingang einer entsprechenden offiziellen Bitte der israelischen Regierung wurde in Berliner Sicherheitskreisen bestätigt.

Die Israelis hätten auf die große Rolle Deutschlands in der Vergangenheit verwiesen, die besonders im Januar 2004 zu einem spektakulären Gefangenaustausch zwischen den Erzfeinden Israel und Hisbollah geführt hat, war aus den Kreisen in Berlin zu erfahren.

In der Debatte über eine mögliche UN-Interventionsarmee im Nahen Osten sprach sich der ehemalige Botschafter Israels in Deutschland, Avi Primor, gegen eine deutsche Beteiligung an kämpfenden Einheiten aus. «Deutsche Truppen als Beobachter an israelischen Grenzen, das wäre richtig. Aber Truppen, die auch kämpfen können, glaube ich nicht», sagte Primor. Kampfeinsätze an Israels Grenzen kämen «für die Deutschen noch zu früh». Man müsse das Risiko ausschließen, dass deutsche Soldaten «irgendwann Reibereien mit israelischen Truppen - und wenn auch nur aus Versehen» - bekämen.

Auch bei den Parteien in Deutschland stieß eine mögliche Beteiligung deutscher Soldaten an einer UN-Kampftruppe auf Skepsis. Der CDU-Sicherheitsexperte Eckart von Klaeden sagte, zunächst müsse das Mandat der Schutztruppe geklärt werden. SPD und Grüne sprachen sich nur unter bestimmten Bedingungen für den Einsatz deutscher Soldaten aus.

Unterdessen hat Israels Ministerpräsident Ehud Olmert einem Medienbericht zufolge einem Flüchtlingskorridor vom Libanon nach Zypern zugestimmt. Das berichtete der israelische öffentlich-rechtliche Rundfunk am Donnerstag. Durch den Korridor, der vor allem von der israelischen Marine befürwortet worden sei, solle jeder den Libanon verlassen können, der dies wünsche. Die israelischen Behörden bestätigten die Angaben zunächst nicht. Ein solcher Korridor, auf dem Flüchtlinge ungefährdet von der israelischen Armee das Land verlassen können, war zuvor unter anderem von der Uno gefordert worden.

Milliardenschäden durch Offensive

US-Außenministerin Condoleezza Rice will in der kommenden Woche in den Nahen Osten reisen. Das teilte US-Außenamtssprecher Sean McCormack am Donnerstag mit. Noch sei nicht endgültig abgestimmt, welche Stationen die Ministerin auf ihrer Reise ansteuern werde und mit wem sie zusammentreffen wolle. In den vergangenen Tagen war Kritik an der zurückhaltenden US-Diplomatie laut geworden. Die «New York Times» hatte berichtet, die Regierung in Washington wolle Israel zwei Wochen lang freie Hand bei seiner Libanon-Offensive lassen, bevor sie sich einschalte.

Durch die israelische Militäroffensive sind nach Angaben der Regierung in Beirut bislang Schäden in Höhe von mehreren Milliarden Dollar entstanden. Es sei unmöglich, die Schäden genau zu beziffern, weil die Zerstörungen stündlich weiter gingen, sagte Libanons Finanzminister Dschihad Asur. Neben den sofort sichtbaren Schäden gebe es wirtschaftliche Verluste im Tourismus, bei Exporten, Handel und Industrie. Trotzdem sei die wirtschaftliche Lage des Landes stabil, versicherte der Minister.

(tso/ddp/AFP)

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