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Nahostkonflikt: Lage im Gazastreifen eskaliert

Israels Armee hat in der Nacht 64 hohe Hamas-Funktionäre festgenommen, darunter mehrere Minister. Im Westjordanland wurde die Leiche eines entführten jüdischen Siedlers gefunden.

Ramallah - Bewaffnete Palästinensergruppen hatten die Tötung des Siedlers angekündigt, sollte Israel seine Offensive nicht einstellen. Die israelische Armee weitete ihre Offensive aus und rückte auch in den Norden des Gazastreifens ein. Der israelische Regierungschef Ehud Olmert sagte ein Vorbereitungstreffen für einen geplanten Gipfel mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas ab. Die Uno rief die Konfliktparteien zur Ruhe auf.

Die israelische Armee nahm in der Nacht zu Donnerstag im Westjordanland und in Ost-Jerusalem insgesamt 64 hohe Hamas-Funktionäre fest. Die radikalislamische Bewegung sei in den Terrorismus verwickelt, so auch in die Entführung des israelischen Soldaten, gab ein israelischer Militär als Grund an. Israel hat nach seinen Angaben nicht die Absicht, die festgenommenen Palästinenser gegen die israelische Geisel einzutauschen. Sie sollten vielmehr israelischen Richtern vorgeführt werden.

Unter den festgenommenen Ministern, Abgeordneten, Bürgermeistern und anderen Funktionären der regierenden Hamas waren nach palästinensischen Angaben acht Minister. Laut der israelischen Armee wurden die Männer in Ramallah, Hebron, Dschenin und in Ost-Jerusalem festgenommen. Unter den Festgenommenen befindet sich ersten Angaben zufolge auch Vizeregierungschef Nasser al Schaer. Zuvor war schon bekannt geworden, dass Hamas-Arbeitsminister Mohammed al Barghuti festgenommen wurde.

"Offener Krieg gegen die Regierung"

Der Vizepräsident des Palästinenserparlaments, der Hamas-Abgeordnete Ahmed Bahar, sagte, die Festnahmen seien «ein offener Krieg gegen die Regierung und das Volk, der auf die Zerstörung der Regierung zielt». «Wir verurteilen diese Festnahmen und halten die israelische Regierung für die Folgen dieser gefährlichen Aggression verantwortlich», sagte Bahar. Er forderte die internationale Gemeinschaft zum Einschreiten auf. Der israelische Minister Benjamin Ben Elieser hatte erst am Mittwoch gesagt, Israel sei in der Lage, das halbe Kabinett der Hamas-geführten Regierung zu entführen.

Die israelische Armee fand die Leiche des am Wochenende entführten jüdischen Siedlers bei einer Suchaktion in Ramallah. Zuvor hatte die Palästinensergruppe Komitees für den Volkswiderstand die Ausweispapiere des Siedlers gezeigt und erneut mit dessen Ermordung gedroht, sollte Israel nicht seine Offensive im Gazastreifen stoppen. Bei dem Entführten handelt es sich um den 18-jährigen Eliahu Ascheri aus der Siedlung Itamar im Westjordanland. Er war per Anhalter unterwegs, als er zum letzten Mal lebend gesehen wurde.

Israel hatte die Offensive im Gazastreifen in der Nacht zum Mittwoch gestartet, weil Palästinenser auch einen israelischen Soldaten in ihre Gewalt gebracht hatten. Mit der Militäraktion will die Armee den Soldaten befreien. Die radikalen palästinensischen Al-Aksa-Brigaden hatten am Mittwochabend außerdem mitgeteilt, einen weiteren Israeli in der Nähe von Tel Aviv entführt zu haben.

UN-Generalsekretär Kofi Annan zeigte sich besorgt über die jüngste Entwicklung. Er habe mit den Regierungen im Nahen Osten telefoniert und sie gebeten, sich zurückzuhalten, sagte Annan am UN-Sitz in New York. Er hoffe, dass der von radikalen Palästinensern entführte israelische Soldat «wohlbehalten» freikomme, sagte Annan. Die betroffenen Parteien sollten «beschwichtigende Maßnahmen» ergreifen und dafür sorgen, dass die Lage nicht weiter eskaliere. Annan hatte sich vor der Entführung der Hamas-Minister und dem Fund der Leiche geäußert. (tso/AFP)

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