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Nahostkonflikt: Straßenschlacht zwischen Palästinensern und israelischer Polizei

Steine, Blendgranaten, Gummigeschosse: Am "Tag des Zorns" ist es in Ost-Jerusalem zu schweren Zusammenstößen zwischen Polizei und militanten Palästinensern gekommen.

In Ost-Jerusalem ist es zu Straßenschlachten zwischen Palästinensern und israelischen Polizisten gekommen. Der israelische Polizeisprecher Mickey Rosenfeld teilte mit, mehrere Dutzend Demonstranten hätten in Issawija und dem Flüchtlingslager Schoafat Steine geworfen. Außerdem wurden Reifen und Mülleimer in Brand gesetzt.

Die Sicherheitskräfte hätten Blendgranaten eingesetzt. Nach palästinensischen Angaben kam es auch in anderen Vierteln Ost-Jerusalems zu gewaltsamen Zwischenfällen. Seit Freitag ist es nahe dem Tempelberg immer wieder zu Ausschreitungen gekommen.

Die Polizei reagierte Augenzeugen zufolge mit dem Einsatz von Tränengas und Gummi-Geschossen. Ein Polizeisprecher sagte, rund 3000 Sicherheitskräfte seien in Alarmbereitschaft versetzt worden, nachdem die radikale Palästinensergruppe Hamas zu einem "Tag des Zorns" aufgerufen hatte.

Rund 100 Palästinenser mussten sich Ärzten zufolge mit kleineren Verletzungen in Krankenhäusern behandeln lassen. Die anti-israelischen Proteste richteten sich gegen die Einweihung der restaurierten Hurva-Synagoge in der Jerusalemer Altstadt am Montag. Die Hamas, die den Gazastreifen kontrolliert und ihren Einfluss auf das Westjordanland und Ost-Jerusalem ausdehnt, argumentiert, die Restaurationsarbeiten gefährdeten die nahe gelegene Al-Aksa-Moschee. Israel hat dies zurückgewiesen.

Außerdem befürchten die Palästinenser, rechtsgerichtete Israelis könnten auf den Tempelberg in Jerusalem vordringen, um dort den Grundstein für einen neuen jüdischen Tempel zu legen. Muslime verehren den Tempelberg mit der Al-Aksa-Moschee und dem Felsendom als Haram el-Scharif (Edles Heiligtum). Er steht nach jüdischer Überlieferung auf den Überresten des im Jahre 70 nach Beginn der modernen Zeitrechnung zerstörten zweiten jüdischen Tempels.

Polizeisprecher Rosenfeld sagte, weder jüdische Gruppen noch Touristen dürften gegenwärtig die umkämpfte heilige Stätte besuchen. "Auf den Tempelberg dürfen nur muslimische Gläubige, die älter als 50 Jahre alt sind", sagte er.

Die Zusammenstöße dürften die US-Bemühungen zur Wiederbelebung der Nahost-Friedensgespräche weiter erschweren. Zuletzt hatte die Ankündigung der israelischen Regierung, in Ost-Jerusalem 1600 neue Wohnungen zu bauen, nicht nur bei den Palästinensern für heftige Kritik gesorgt.

Unklar war am Dienstag, wann US-Vermittler Mitchell seine geplante Nahost-Reise antreten wird. Das Büro des israelischen Staatspräsidenten Schimon Peres teilte mit, man sei von der US-Botschaft über die Absage informiert worden. Ein am geplantes Treffen zwischen Mitchell und Peres werde daher nicht stattfinden. Mitchell sollte bei indirekten Friedensgesprächen zwischen Israelis und Palästinensern vermitteln. Ein Sprecher der US-Botschaft in Tel Aviv teilte diplomatisch mit, Ursache des Aufschubs sei nicht der jüngste Siedlungsstreit, sondern es gebe "logistische Gründe".

Israel versteht Jerusalem als seine unteilbare Hauptstadt. Die Palästinenser sehen den Ostteil dagegen als Hauptstadt eines zukünftigen Staates.

Quelle: ZEIT ONLINE, Reuters, AFP, dpa

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