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Politik: Nationalist, unnachgiebig und links PFLP-Gründer Habasch in Amman gestorben

Nach dem Tod des militanten Palästinenserführers George Habasch hat Präsident Mahmud Abbas für drei Tage Halbmastbeflaggung in den Palästinensergebieten angeordnet. Der 82-Jährige starb nach Angaben des Fernsehsenders „Al-Dschasira“ in Amman an einem Herzinfarkt.

Nach dem Tod des militanten Palästinenserführers George Habasch hat Präsident Mahmud Abbas für drei Tage Halbmastbeflaggung in den Palästinensergebieten angeordnet. Der 82-Jährige starb nach Angaben des Fernsehsenders „Al-Dschasira“ in Amman an einem Herzinfarkt.

Habaschs „Volksfront für die Befreiung Palästinas“ PFLP war marxistisch-leninistisch ausgerichtet und propagierte jahrzehntelang Gewalt. Lange war sie die zweitstärkste Fraktion innerhalb der PLO hinter der Fatah von Jassir Arafat, mit dem den gelernten Kinderarzt Habasch eine lange Rivalität verband. Als Habasch den Vorsitz aus Gesundheitsgründen 2000 niederlegte, war die PFLP allerdings schon zu einer unwichtigen Splittergruppe geschrumpft.

Habasch stammte aus einer wohlhabenden christlichen Händlerfamilie in Lydda, dem heutigen israelischen Lod. Sie musste wie hunderttausende Palästinenser 1948 in den Wirren des Krieges, der die Gründung Israels begleitete, fliehen. Nach dem Studium der Medizin an der Amerikanischen Universität Beirut widmete sich der überzeugte säkulare arabische Nationalist Habasch der Politik. Seine „Arabische Nationalistische Bewegung“ schloss sich nach der Besatzung des Westjordanlandes und Gazas durch Israel nach dem Sechstagekrieg von 1967 mit anderen Organisationen zur PFLP zusammen. Die „einzige Sprache, die der Feind versteht, ist die revolutionärer Gewalt“, hieß es in einer der ersten Erklärungen der PFLP, die „bewaffneten Volkswiderstand“ propagierte. Mit der Entführung eines israelischen Flugzeuges 1968 eröffnete die PFLP ein neues Kapitel im palästinensischen Kampf, die dem Schicksal der Palästinenser internationale Aufmerksamkeit, aber nicht immer Sympathien brachten. Die PFLP griff israelische Botschaften und Ölpipelines an; ein Kommando entführte 1977 die Lufthansa-Maschine „Landshut“, um deutsche RAF-Häftlinge freizupressen. Mit der Entführung von drei westlichen Passagierflugzeugen nach Amman, wo die leeren Maschinen gesprengt wurden, löste die PFLP 1970 den „Schwarzen September“ aus, die gewaltsame Vertreibung aller Palästinenserorganisationen aus Jordanien. Habasch floh wie Arafat nach Beirut.

Anders als Arafat suchte Habasch nicht die Unterstützung der arabischen Regime für die Schaffung eines Palästinenserstaates. Er lehnte sie als reaktionär ab. Stattdessen setzte er auf China und die Sowjetunion und blieb bis zuletzt unnachgiebig: Er war gegen die Anerkennung Israels im Gegenzug gegen die Anerkennung der PLO in den Abkommen von Oslo und weigerte sich, palästinensischen Boden zu betreten, weil dies die Akzeptanz der Autonomiebehörde bedeutet hätte. Diese kompromisslose Haltung ähnelte der der islamistischen Hamas, die seit den 80er Jahren die politische Bühne eroberte und der PFLP den Rang als zweitstärkste Kraft neben der Fatah ablief.

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