zum Hauptinhalt

Politik: Nato-Geschosse: Scharping: Es wäre besser, Uran-Munition zu ersetzen

Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) hält das Strahlenrisiko durch uranhaltige Munition auf dem Balkan für eine zu vernachlässigende Größe. Sämtliche Untersuchungen von Bundeswehrsoldaten hätten keine auffälligenden Ergebnisse erbracht, sagte Scharping am Mittwoch in Berlin.

Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) hält das Strahlenrisiko durch uranhaltige Munition auf dem Balkan für eine zu vernachlässigende Größe. Sämtliche Untersuchungen von Bundeswehrsoldaten hätten keine auffälligenden Ergebnisse erbracht, sagte Scharping am Mittwoch in Berlin. Dennoch hält er an seiner Forderung nach einem Moratorium für den Gebrauch von uranabgereicherter Munition fest: "Es wäre besser, wenn kein Staat diese Munition verwenden würde. Es gibt technische Alternativen, die uns eine aufgeregte Diskussion wie die um Uran ersparen." Auf Uran solle im Interesse der Zivilbevölkerung verzichtet werden. Der Mediziner Ludwig Feinendegen sagte, ausschlaggebend seien die Gifte; Uran habe eine toxische (giftige) Wirkung auf die Niere. Der Arbeitsmediziner Claus Piekarski betonte, nicht erforscht sei die Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung in Bosnien und Kosovo, "die ja dauerhaft mit einem toxischen Risiko" im Krisengebiet lebe. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass spielende Kinder in Panzerruinen auch schwach toxisches Uran aufnähmen.

Die Nato hält an der umstrittenen Uran-Munition fest, will aber mit einer Informationskampagne die wachsende Furcht davor ausräumen. Ein Ausschuss soll das so genannte Balkan-Syndrom genauer erforschen. Ein Aktionsplan soll zeigen, wo genau die Munition in Bosnien verschossen wurde. Für das Kosovo sind entsprechende Karten bereits publiziert. Das Bündnis will zudem eng mit dem Umweltprogramm der UN (Unep) zusammenarbeiten, das eine Studie zur Strahlenbelastung in Bosnien erstellen soll. Ein entsprechender Bericht der Unep über das Kosovo soll im März veröffentlicht werden. "Wir werden so transparent wie möglich sein. Wir haben nichts zu verbergen", sagte Generalsekretär George Robertson in Brüssel. Zugleich betonte er, es gebe keine Belege für einen Zusammenhang zwischen der leicht radioaktiven Munition und den Krebserkrankungen von Nato-Soldaten.

Robertson räumte nach Kritik der UN ein, dass angeforderte Informationen erst mit einem Jahr Verspätung weitergegeben worden seien. Dafür seien "bürokratische Verzögerungen" verantwortlich. In Bosnien wurden 1994 und 1995 rund 10 000 Uran-Geschosse abgefeuert, im Kosovo-Krieg 31 000 Uran-Granaten.

Den 29 Polizeibeamten aus Berlin, die in Bosnien und im Kosovo im Einsatz waren, bietet Polizeipräsident Saberschinsky eine spezielle Untersuchung an. Heute sind noch neun Berliner Beamte auf dem Balkan. Die US-Streitkräfte bestätigten, dass auf den Truppenübungsplätzen Altenwalde und Grafenwöhr 1985 und 1987 versehentlich je ein Schuss Uran-Munition abgegeben worden seien.

cl

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false