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Nepal: Proteste auch nach der Königsofferte

Die Opposition in Nepal protestiert trotz des Kompromissangebots von König Gyaendra weiter. Zehntausende Demonstranten marschierten am Samstag trotz Ausgangssperre ins Zentrum von Kathmandu.

Kathmandu - Unbeeindruckt von einem Kompromissangebot des nepalesischen Königs Gyanendra hat die Opposition in dem Himalaya- Staat ihre Proteste gegen das Regime fortgesetzt. Trotz Ausgangssperre marschierten am Samstag zehntausende Demonstranten ins Zentrum der Hauptstadt Kathmandu, berichteten Augenzeugen. Das Oppositionsbündnis SPA lehnte das Angebot des Königs vom Vorabend ab, die seit 14 Monaten von ihm ausgeübte Regierungsmacht zu übernehmen. Stattdessen verlangten die in der Allianz zusammengeschlossenen sieben Parteien ultimativ, Gyanendra müsse das von ihm aufgelöste Parlament wieder einsetzen.

Bei dem Protestzug durch Kathmandu riefen die Teilnehmer Parolen wie «Nieder mit dem König!» und «Gyanendra, verlass das Land!». Vereinzelt kam es nach Augenzeugenberichten zu Zusammenstößen. Die Polizei setzte Gummigeschosse ein, dutzende Demonstranten wurden verletzt, meldete Kantipur TV. Die Kundgebungsteilnehmer näherten sich dem von starken Aufgeboten der Sicherheitskräfte geschützten Königspalast auf bis zu vier Kilometer. Örtliche Journalisten schätzten die Zahl der Teilnehmer am Samstag sogar auf über 150 000.

Bei Konfrontationen mit den Sicherheitskräften, die oft brutal vorgehen, waren in den vergangenen 17 Tagen 14 Menschen getötet worden. Die Demonstrationen und Streiks, zu denen die SPA aufgerufen hatten, sollten den König zur vollen Wiederherstellung der von ihm schrittweise abgeschafften demokratischen Ordnung zwingen.

Die SPA-Allianz lehnte am Samstag das in einer kurzen TV-Ansprache am Freitagabend formulierte Angebot des Königs, die Regierung zu übernehmen, auch offiziell ab. Das Bündnis, dem unter anderen die zentristische Kongresspartei und die Kommunistische Partei angehören, habe beschlossen, die Protestbewegung gegen die autoritäre Herrschaft des Monarchen fortzusetzen, berichtete das Nachrichtenportal «nepalnews.com».

Der Monarch habe 24 Stunden Zeit, das von ihm 2002 aufgelöste, demokratisch gewählte Parlament wieder einzusetzen. Ansonsten würden die SPA und die mit ihr verbundene Protestbewegung parallel Regierungsstrukturen schaffen. Bereits am späten Freitagabend hatte der Generalsekretär der Kongresspartei, Ram Chandra Poudel, erklärt: «Ich sehe dies (die königliche Offerte) als eine Intrige, um die (Protest-)Bewegung zu spalten.»

Im Ausland war die von Gyanendra angebotene Regierungsübertragung hingegen begrüßt worden. UN-Generalsekretär Kofi Annan, die USA und das Nachbarland Indien äußerten die Hoffnung, dass die neueste Entwicklung zur Wiederherstellung der Demokratie und Bewahrung des inneren Friedens beitrage. Ein Sprecher des Außenministeriums in Washington würdigte «den Mut und die Ausdauer der Nepalesen in ihrem Kampf für Demokratie». Der indische Sondergesandte für die Nepal- Krise, Karan Singh, sprach von einem «bedeutenden Schritt». (tso/dpa)

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