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Nepal

© dpa

Nepal schafft Monarchie ab: "Lang lebe die Republik"

Mit der Ausrufung der Republik in Nepal ist am Mittwoch die 240 Jahre alte Monarchie in dem Himalaya-Staat abgeschafft worden. Fast einstimmig votierte die Versammlung bei ihrer ersten Sitzung für die Republik. Der gestürzte König ließ sich bei den Feierlichkeiten nicht blicken.

Der Beginn der historischen Zusammenkunft hatte sich wegen Streitigkeiten zwischen den Maoisten, der stärksten politischen Kraft im Land, und anderen Parteien um mehr als zehn Stunden verzögert. "Dies ist der Tag, an dem mein Traum wahr geworden ist", sagte der scheidende Übergangs-Premierminister Girija Prasad Koirala von der Kongresspartei, als die Sitzung schließlich begann. "Die ganze Welt blickt auf uns."

"Lebewohl König"

Innenminister Krishna Prasad Sitaula, der den Regierungsentwurf für die Ausrufung der Republik verlas, sprach von einer "Revolution des Volkes". Der König werde künftig ein gewöhnlicher Bürger sein, sagte er unter Beifall. Die verfassunggebende Versammlung fungiert als Übergangsparlament und wird auch eine neue Interimsregierung bestimmen. Die Regierung wird von den Maoisten geführt werden, die die Wahl am 10. April gewonnen hatten, aber nicht über eine absolute Mehrheit verfügen. Bis 2006 hatten die Maoisten zehn Jahre lang mit Waffengewalt gegen die Monarchie gekämpft. Der Konflikt kostete mehr als 13.000 Menschen das Leben.

Schon vor der Ausrufung der Republik hatten am Mittwoch mehrere tausend Menschen in Kathmandu gefeiert. Vor dem früheren Königspalast auf dem Durbar-Platz im Zentrum riefen Demonstranten: "Lang lebe die Republik" und "Lebewohl (König) Gyanendra". Der König kam unterdessen zu Konsultationen mit Unterstützern, Familienmitgliedern und Beratern zusammen. Der Internetdienst Nepalnews berichtete, das Treffen habe im Palast in Kathmandu stattgefunden. Die Übergangsregierung hatte den König aufgefordert, den Palast zu verlassen. Dafür wurden Gyanendra 15 Tage Zeit eingeräumt.

Schrittweise Entmachtung des Königs

König Gyanendra hatte im Februar 2005 den Ausnahmezustand über Nepal verhängt und selber die Macht ergriffen. Als Grund hatte er den Aufstand der Maoisten angegeben, die zu dem Zeitpunkt weite Teile Nepals kontrollierten. Die Maoisten und mehrere Parteien verbündeten sich gegen den König. Unter dem Druck der Demokratiebewegung musste Gyanendra im April 2006 nachgeben und das Parlament wieder einberufen. Seitdem war er schrittweise entmachtet worden. Mit der Ausrufung der Republik in Nepal wurde auf der Welt erstmals seit mehr als zwanzig Jahren wieder in einem Land die Monarchie abgeschafft. Zuletzt hatte sich 1987 Fidschi zur Republik erklärt, nachdem das Inselreich, dessen Staatsoberhaupt bis dahin die britische Königin gewesen war, aus dem Commonwealth ausgeschlossen worden war. Zuvor war 1979 in Zentralafrika Kaiser Bokassa I. gestürzt worden. Insgesamt wurde seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs in mehr als 20 Ländern die Monarchie abgeschafft. In Deutschland endete die Monarchie bereits 1918 nach dem Ende des Ersten Weltkriegs. (sba/dpa)

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