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Netzsperre: Pakistan zensiert das Internet

Pakistan hat seinen 20 Millionen Internetnutzern mit einem Schlag den freien Zugang zu den wohl populärsten Seiten des Internets abgeschnitten. Der Zugang zu Facebook und Youtube wurde gesperrt – wegen "gotteslästerlicher Inhalte".

Selbst Pakistans früherer Militärherrscher Pervez Musharraf ist ein bekennender Fan. Mehr als 200.000 Anhänger folgen ihm auf seiner Facebook-Seite. „Pakistan braucht dich“, „Komm bald zurück“, heißt es da: Der Ex-Diktator, der im Quasi-Exil in London lebt, wird mit vielen guten Worten bedacht. Doch damit ist es vorerst vorbei. Pakistan hat die beliebte soziale Netzwerkseite Facebook sperren lassen. Und auch die Videobörse Youtube, Teile des Internetlexikons Wikipedia und sogar Blackberry-Handys wurden am Donnerstag blockiert.

Damit schnitt der islamische Staat seinen 20 Millionen Internetnutzern mit einem Schlag den freien Zugang zu den wohl populärsten Seiten des Internets ab. Die Begründung: Die Seiten enthielten zunehmend gotteslästerliche Inhalte. Die Aktion wurde durch einen Malwettbewerb ausgelöst. Auf Facebook hatte eine Internet-Community aufgefordert, Karikaturen des Propheten Mohammed zu malen und am 20. Mai zu veröffentlichen. Im Islam ist es jedoch verboten, den Propheten abzubilden.

Der neue Karikaturenstreit kochte zunächst im Internet hoch. Dort haben zwar bisher mehr 76.000 Menschen den Mohammed-Malwettbewerb mit dem Button „Gefällt mir“ bedacht. Doch eine schnell gegründete Anti-Website fand bereits 87.000 Unterstützer. Die Protestwelle schwappte auf die Straßen des richtigen Lebens über: Wütende Muslime protestierten gegen Facebook. Eine Gruppe islamischer Anwälte rief das Provinzgericht in Lahore an, um die Sperrung von Facebook zu veranlassen. Der Malwettbewerb habe die religiösen Gefühle von Millionen von Pakistanern verletzt, sagte ihr Anwalt. Facebook sicherte zu, die umstrittene Seite zu prüfen und möglicherweise zu sperren.

Inzwischen formiert sich auch die andere Seite: Denn die Internetbörsen sind hochbeliebt, allein Facebook und Youtube machen 20 bis 25 Prozent des pakistanischen Internetverkehrs aus, viele Pakistaner halten ber Facebook Kontakt zu Verwandten im Ausland. Journalisten spotten über das Verbot, Facebook-Benutzer weichen auf Twitter aus. Von Zensur ist dort die Rede. Bereits 2008 hatte Pakistan den Zugang zu YouTube gesperrt, allerdings dauerte der Bann nur zwei Tage. So hoffen viele Pakistaner, dass der Spuk bald wieder vorbei ist. Musharraf zog sich diplomatisch aus der Affäre. Ohne sich von Facebook, Twitter und Co zu distanzieren, schloss er sich einem Facebook- Boykott Tag am 20. Mai gegen den anstößigen Malwettbewerb an. Auch er twittert nun stattdessen.

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