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Politik: Neue Angst vor dem Leuchtenden Pfad

Nach dem Bombenanschlag in Lima mit neun Toten herrscht in Peru plötzlich wieder Terrorfurcht. Sofort wurden die maoistische Terrorgruppe "Sendero Luminoso" (Leuchtender Pfad) und die städtische Rebellengruppe Tupac Amaru (MRTA) verdächtigt, die Tat begangen zu haben - obwohl der Leuchtende Pfad bestreitet, den Anschlag verübt zu haben.

Nach dem Bombenanschlag in Lima mit neun Toten herrscht in Peru plötzlich wieder Terrorfurcht. Sofort wurden die maoistische Terrorgruppe "Sendero Luminoso" (Leuchtender Pfad) und die städtische Rebellengruppe Tupac Amaru (MRTA) verdächtigt, die Tat begangen zu haben - obwohl der Leuchtende Pfad bestreitet, den Anschlag verübt zu haben. Und während sich der Andenstaat auf den Besuch von US-Präsident George W. Bush an diesem Samstag einrichtet, kehrte Präsident Alejandro Toledo umgehend von der UN-Konferenz zur Entwicklungshilfe in Mexiko in die Heimat zurück.

Gut zehn Jahre ist es her, seit der damalige Präsident Alberto Fujimori die Guerilla mit einer überaus harten Anti-Terrorpolitik in die Defensive gedrängt hatte. "Keine Gefangenen" hieß die Devise des Kampfes, dem auch viele Unschuldige zum Opfer fielen. Deutlich wurde das bei der Befreiung der Geiseln aus der japanischen Botschaft 1997, bei der die Einsatzkräfte nach Zeugenaussagen auch Terroristen erschossen, die sich bereits ergeben hatten.

"Sendero Luminoso", dessen Chef Abimael Guzman eine lebenslange Haftstrafe absitzt, hatte zeitweise bis zu 10 000 Frauen und Männer unter Waffen. Mit Massakern verbreiteten sie von den Anden bis in die Küstenregionen Angst und Schrecken. Damals galten über Jahre nächtliche Ausgangssperren. Und immer wieder wurden die Menschen durch nächtliches Knattern automatischer Gewehre aus dem Schlaf gerissen. Noch heute sind fast alle Häuser halbwegs wohlhabender Leute mit kaum überwindbaren Stacheldrahtbarrieren geschützt.

Die Geißel des Terrorismus galt als ausgerottet. Der Boden, auf dem die Gewalt in den 80er Jahren unter dem jungen Präsidenten Alan Garcia gedieh, ist jedoch immer noch äußerst fruchtbar. Weit mehr als die Hälfte aller 22 Millionen Peruaner lebt im dritten Jahr einer schweren Rezession in bitterer Armut. Der im vergangenen Jahr gewählte Präsident Alejandro Toledo hat seine Wahlversprechen zur Schaffung hunderttausender neuer Arbeitsplätze auch nicht einmal ansatzweise einlösen können. Stattdessen demonstrieren landesweit entlassene Staatsbedienstete. Toledos Popularität sinkt von Umfrage zu Umfrage.

Auch der Anbau illegaler Drogen soll Medienberichten zufolge wieder zunehmen, weil die wie eh und je bettelarmen Bauern kaum Alternativen sehen. Die Rebellen kassieren von den Zwischenhändlern der Drogen ab und können sich mit diesen Geldern wieder aufrüsten.

Bush, der in Lima von mindestens 10 000 Polizisten bewacht werden soll, will mit Toledo und den Präsidenten Boliviens und Ecuadors, Gustavo Noboa und Jorge Quiroga, auch über die gemeinsame Bekämpfung der Drogenkriminalität sprechen. Experten geben diesen Bemühungen jedoch nur für den Fall eine Chance, wenn die Nachfrage nach Drogen in den reichen Industrieländern gedrosselt und die wirtschaftliche Lage der Landbevölkerung entscheidend verbessert wird.

Jan-Uwe Ronneburger

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